gend wegen des 1798 und 1804 durch Wege
erschlossenen Wasserfalls gerne aufgesucht.
Eine Stunde Wegs, nordwestlich des Ortes, liegt
das Naturschauspiel, dessen Wasser vom Ho-
hen Göll herabstürzenf. Der Dichter der
Goethe-Zeit, August Graf von Platen aus Ans-
bach (1796-1835), gibt auf seiner Reise über
Salzburg nach Triest und Venedig in seinen
Tagebüchern 1824 zwar Hallein vor Golling we-
gen des Reizes der landschaftlichen Lage den
Vorzug, beobachtet hier aber den vorherrschen-
den Nadelbaumbestand und betrachtet, eine
tiefe Parallele zum Lebensalter der Menschen
ziehend, Wasserfall und Flußi In der Zeit des
Biedermeiers pflegten in Golling ob dieser Na-
turschönheit die Kur- und Feriengäste von Ga-
stein Station zu machen. Der Münchner Maler
Carl Spitzweg (1808-1885) gehörte, wie ich sehe,
auch zu den Darstellern dieses Platzes; König
Ludwig I. von Bayern war jährlich hier zu Gast.
Das Eisenbahnzeitalter (1875, 1905) ließ zunächst
infolge der Eile der Reisenden diesen Ort ein-
samer werden s. Seit den 1920er Jahren wurde
der Platz aber durch die beachtliche Initiative
des Berliners Dr. Carl Degener (1900-1960) für
die breitgelagerte und organisierte moderne
Touristik als Erholungsort erschlossen. Golling
erhebt sich mit einem Burggebäude in welliger
Harlglage nahe der Salzach, den Felswänden
des Hohen Göll gegenüber.
Von Carl Spitzweg ist ein Aufenthalt in Golling
bis ietzt nicht bekannt; er beruht ausschließlich
auf der hier von mir getroffenen Urtlichkeitsbe-
stimmung der jetzt verschollenen „Gebirgsdorf"-
Zeichnung (Abb. 1). Der Künstler besuchte im
August 1836 zwar erstmals Berchtesgaden und
Salzburgt, doch stammt dieses nun topogra-
phisch identifizierte Blatt nicht schon aus dieser
Frühzeit Spitzwegs, sondern wohl aus dem Ende
der 1840er bzw. dem Anfang der 1850er Jahre'.
Hermann Uhde-Bernays reproduzierte die Zeich-
nung erstmals in seinem Spitzweg-Buch 1918"
ohne Besitzangabe, die auch heute nicht mehr zu
ermitteln ist.
Zahlreich sind die Gallinger Ansichten des Ortes
mit Alpenblick nach Südeni wie ihn Ludwig
Richter in einer Bleistiftzeichnung 1823" cha-
rakteristisch erfaßte, nur wenige bringen da-
gegen die für die Ortlichkeitsbestimmung der
Spitzweg-Zeichnung geeignete Wiedergabe von
Spltzwegs Standort bei aer Sicht von auaa:
nach Nordosten lag im Gollinger Ortsteil Ol
gäu an der Straße zum Paß Lueg beim H
Nr. 70 (Englert); von dieser Stelle der ansteig
den Straße am Ortsende zeigt sich die La
schaft, im Baumbestand etwas verändert, he
noch in gleicher Weise (Abb. 2). Der gröE
Teil des Marktes mit der Hauptstraße bll
jenseits der Anhöhe verdeckt; auf ihr s
markant die Pfarrkirche St. Johann mit beze
nendem Kalottenturmhelm und krönender
terne, während im Westen des Salzachtales
Bergrücken des Roßfelds, ein Ausläufer
Hohen Göll, in der Ferne sich genau an dii
Stelle herabzieht. Die Kirche mit Westturm
ursprünglich eine gotische Anlage; der
Turm wurde 1685, da die Fenster der Glacl
stube zu tief lagen, um über fünf Meter erh
1688 erfolgte eine Erweiterung der Sei
schiffe"; 1693 ereignete sich ein Brand ".
1890 wurde der Kirchturm anstelle der boroc
Haube mit dem spitzen Helm versehen,
heute einen Vergleich mit alten Darstellun
sehr erschwert. Bei Spitzweg überragt der Ki
turm den Dachfirst des Langhauses nicht i
erheblich. In drei Terrassen abgestuft, bre
sich südlich der Kirche der mehrfach erweit
Friedhof aus, wobei das Gelände auf der F.
seite der Kirche höher als im Norden li
Links hinter der Kirche erscheint gerade noch
Westteil des Schlosses, das seit 1438 Sitz
erzbischöflichen Pflegers war. Die Giebel-
Krüppelwalmdachhöuser am Steilhang l
sind mit dem Schulhaus (Nr. 80), einem Stc
und dem alten Pfarrhaus (Nr. 79) sowie t
Haus Mitter-Huemer zu identifizieren; b
Haus rechts am Hang unter dem Friec
(Nr. 67) muß das Bernhubersche dargestellt s
Daß es sich bei dem von Spitzweg skizzie
Gebirgsdorf um Golling handelt, beweist t
Zeichnung van Reiffenstuhl mit der Darstell
der gleichen Boudetails der Kirche mit i
Turmhelm, dem Podest unter dem Schallfen
und die eingezogene Seitenschiffbedachung
Südwesten, ebenso auch der Verlauf des Bl
rückens des Roßfelds im Hintergrund.
Spitzwegs Wirken im Land Salzburg war bi:
ebenso unbekannt wie seine Tätigkeit in E
tirol".
Anmerkungen 1-15
'Über Golling vgl. Usterreidiisdie Kunsttogographie,
Bd. XX, Bezirk Hallein, Wien 1927, S. 71-84, 10,
Abb. 75 - ferner: Josef Rabl: Gollin und seine
Naturschönheiten, Mödling bei Wien, um 1900 (München,
Staatsbibliothek Aust. 3819) - Josef Masser und R.
Lauth: Führer durch Golling und Umgebung, Golling
D. l. (um 1930, Abb. s. 9 (Lithographie Golling um
1500) - Eduar Angermann: Golling und seine vier
Kirchen, Salzburg 1966.
Für freundliche Sctlrifttumshinweise und Fotobeschaffung
wird Frau Dr. Pradinger und Herrn Dr. Albin Rohr-
moser vom Salzburger Museum curdlind Augusteum
gedankt, für topographische Auskunft Herrn Sdiuldirek-
tOr Josef Masser, Golling, für Emigrantenschrifttums-
hi eis Herrn Pfarrer Georg Kuhr, Nürnberg, Landes-
kirdllicfles Archiv.
lLandkarle mit der
granten durch das Reich. Kolorierler Kupferstidi aus
dem Verlag Peter Conrad Monath, Nürnberg 1732
[Nürnber , Germanisdies Nationalmuseum H. B. 1227,
Kapsel iued, vgl. Ausstellungskatalag Konstanz-Linz
195a „Kulturdokumente Usterreichs aus dem Germani-
schen Natianalmuseum in Nürnberg", S. Z2, Nr. 178).
Schraubmedaillen Friedrich Wilhelms von Preußen auf
die Aufnahme der Salzburger Emigranten 1732 mit
Einla e kolarierler Kupferstiche von Abraham Remshard
(Nürn erg, Germanisches Nationalmusaum Med. 1470
und Med. 1663 von Peter Werner).
Hermann Gollub: Stammbuch der ast reußischen Salz-
burger, Bielefeld 1955, nennt folgen e Gollinger Fa-
miliennamen für die ostpreußisdleri Neuansiedlungs-
Marschroute der Salzburger Emi-
orte [Lasdehmem Gumbinnen, Darkehmen, ltisterl
Skaigirren, Wassantkehmen, Roßgarten, Szlttkeh
Künigsberg-Steind): Georg Astecker, Georg Bacher,
dreas Berger, Rupert Elmentaler, Hans Eimer, c
Erzberger, Hans Gassner, Georg Hagen, Andreas
baumer, Wolf Schneller, Martin Unterholler.
Jßleistiftzeichnung von Ferdinand Olivier 1515 (V
Bibliothek der Akademie der bildenden Künste),
Heinrich Schwarz: Salzburg und das Sallkamme
Wien 1926, Taf. 10. - Ludwig Grate: Die Brüder Ol
Berlin 1935, Abb. 109.
'Werfen, 29. August im, vgl. Tagebücher des er
August von Platen, Bd. T, hrsg. von G. v. Laubmann
L. v. Sdieffler, Stuttgart 1900, S. 657, ferner: Jacqu
und Werner Hofmann: Salzburg, Stadt und l
München 1957, S. 236-237, S. 294. _
slosef Rabl, a. d. 0., S. 6 und 7 - Am 15. Juli
wurde die Bahnstredre Salzburg-Hallein, am 6. _Ai
1875 bis Bischafshafen und chwarzach-St. Veit.
20. September 1905 bis Badgasteln, am 7. Juli
bis Spittül eräffnet (Mitteilung von Herrn Frie
Frank, Nürnberg, Verkehrsarchiv). _
fGünter Roennefahrt: cdrl s itxweg. Beschreibe
Verxeidinis seiner Gemälde, lstudien und Aqua
Mündieri 1960, S. 18.
(Friäl. Mitteilung Prof. Dr. Siegfried Wichmanns, lt
ru e.
'Hermann Uhde-Bernays: Carl Spitzweg, des Me
Leben und Werk. München 1915, Abb. S. 79. v _
'Kal. Umrißrudierung von Ch. F. C. Wlrslng
Therese Barisani „Vue de Chateau _de Neuhaus
village d'Aigen..." mit Darstellung in der Mitte