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Volltext: Monatszeitschrift IV (1901 / Heft 11)

suchemvorwärtszustre- 
ben. In seinem armseli- 
gen Atelier entstanden 
eine Reihe Köpfe von 
„Enterbten", „Beküm- 
merten", „Gescheiter- 
ten" (epaves). Carries 
schwelgte in grossen 
Entwürfen wie Michel- 
angelo, dessen Sclaven 
und sonstige Werke er 
Ch- Ashhße, Fwvreimr oft zum Staunen seiner 
Freunde in wenigen Mi- 
nuten in kleinen Thonfiguren mit charakteristischer Schärfe aus dem Stegreif 
modellirte, um sie dann alsbald in den Thonkasten zu werfen. Mit einem 
Freunde zusammen modellirte er auch für das Schloss Meslay le Vidame 
ein Giebelrelief: die Zeit entschleiert die Stunden. Aber alles das waren 
nur Übergänge. In seinem Innern rang sich etwas ganz anderes empor, als 
die gewöhnliche Salonbildhauerei, die alljährlich mit einem Morceau um 
Ehrenmedaillen, Staatsankäufe und Aufträge concurrirt. Von allen Einflüssen 
der Schule und des Ateliers machte er sich frei, und er schuf sich eine 
Kunst aus seinem Innern heraus, die den vollen Stempel seiner Persönlich- 
keit an sich trägt. Ausdruck und Materialbehandlung waren ihm dabei 
von gleicher Wichtigkeit. Was Carries schafft, geht immer von starker 
innerer Anschauung aus. Die Wirklichkeit ist ihm nicht Gegenstand 
der Nachahmung, sondern der künstlerischen Deutung. Die Erinnerung 
bietet ihm grössere Dienste als das Modell. Seine ganze Persönlichkeit 
drängte sich in seine Schöpfungen hinein. Er liebte 
seine Werke geradezu, er litt an ihnen, er erregte 
sich an ihnen auf bis zur höchsten Freude, zum höchsten 
Schrecken und zur tiefsten Niedergeschlagenheit. Die 
subjectiv persönliche Auffassung erstreckte sich bis in 
die Bildnisse hinein, die er schuf. Von Bildnissen im 
eigentlichen Sinne kann man bei ihm gar nicht reden; 
schuf er doch selbst solche Werke leichter und erfolg- 
reicher aus der Erinnerung als gegenüber dem Modell, 
das ihn - so war es bei der Büste jules Bretons - ver- 
wirrte und in Verlegenheit setzte. Gewährte ihm dieses 
Schaffen von innen heraus die Bürgschaft vollkommener 
Harmonie und Abgeschlossenheit der Idee, so legte er 
aber auch den grössten Wert auf das Äussere. Vor 
„schmutziger Arbeit", das heisst ungenügender Durch- 
bildung hatte er einen wahren Abscheu. Mit der breiten 
 
 
Ch.A m: , _ _ 
Hänglnii. Wirkung des Ganzen suchte er die vollkommene Durch-
	        
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