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Volltext: Monatszeitschrift IV (1901 / Heft 12)

scenzen, die archaisirendenBestrebungen sich zu künstlerischenZielen wenden. 
Landseer malt Thierporträts als die künstlerisch wertvollsten Werke seiner 
Zeit, der Landschaftsschilderer Constable, einer der feinsten Erkenner des 
Kunstniveaus seiner Zeit, bricht 
in den schmerzlichen Ruf aus: 
„In dreissig Jahren wird es keine 
englische Kunst mehr geben - 
es sei denn, dass eine neue ur- 
sprüngliche Entwicklung an- 
hebt." 
Diese neue ursprüngliche Ent- 
wicklung kam heran. Zwei 
Wege nehmen in der trostlosen 
Zeit des zweiten Jahrhundert- 
viertels ihren Anfang. Die Reife 
verlangt Jahrzehnte; erst die 
zweite Generation vermag volle 
Werke zu schaffen, erst die 
dritte oder gar vierte, sie zu ge- 
niessen. Die eine Kunst ist die 
Wasserfarbenmalerei, der Weg 
zum künstlerischen Impressio- 
nismus, zum Colorismus, wenn 
man will. Die Traditionslosig- 
 
Ausstellung in Glasgow, Toilenetisch, von Mssrs. Whylie and keit:  Befreiung von jener 
I-vchhead I-rd- in Glasgow Licht- und Farbenscala, die der 
Ölmalerei zum todten Rüstzeug 
geworden war, - dies sind die Gründe, weshalb eine neue Kunst sich heben 
konnte. Denn der innige Anschluss an die Natur war wieder möglich. Die 
Technik der Aquarellmalerei lenkte zum Skizzenhaften und die f leissig geübte 
Skizze bringt neue Liebe zu dem Fleck Erde, der Einen umgibt, lässt den 
Künstler immer neue Schönheit aus Unscheinbarem holen, lehrt ihn wieder die 
Einzelheit der Natur so gut wie ihre Gesammtheit, ihre Harmonie sehen - 
und da er so viel in jedem Lichtstreifen, jedem Farbenfleck des Himmels, 
des Meeres oder der dunklen Erde sieht, wendet er sich, gelangweilt von 
der Anekdotenmalerei, der sinnlichen Menschleindarstellung ab, die ihn 
bisher beherrscht hat. Die Wasserfarbenmalerei jener Zeit, man sehe in 
David Cox, de Wint und Pinwell die besten und stärksten Repräsentanten 
der ersten Phase, ist die Stufe zum Impressionismus in der Naturdarstellung 
so gut wie zum feinen Colorismus gewesen. Denn das Wesentlichste dieser 
Kunst war dieFähigkeit, Nuancen derLuft zu sehen und vor allem den Wechsel 
der Stimmungen, das Nacheinander und Nebeneinander von flimmernden, 
huschenden Tönen. In der Farbe sind sie allerdings - vor allem Cox und 
de Wint - noch dunkel gesättigt, sie wissen noch nichts von der glitzernden
	        
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