Beziehung herrscht da. Man ärgert sich ja über den falschen Eindruck, den
auf diese Weise mancher Besucher der Ausstellung über das wahre
Niveau bekommt, aber zu Bemerkungen über den Niedergang der eng-
lischen Möbelkunst ist wahrhaftig weder Grund noch Anlass. Man sieht
also falsche Sheratonmöbel, einiges in der Art Chippendales, bessere
oder schlechtere Schnitzereien - keine Ahnung von neuen Formen,
Farben, Linien - von einer künstlerischen Ausgestaltung gar nicht zu reden.
Nur wenige Firmen machen Ausnahmen. Die Herren Heal and Son haben
ihr Pariser Zimmer wieder ausgestellt, das zarte Schlafzimmer aus gelbem
Naturholz mit den Zinnintarsien, die Walton Company Ltd. neben ein paar
recht complicirten Möbelstücken ausgezeichnete Beleuchtungskörper und
gute, an die Morris Tradition anknüpfende Tapestry (meist für Wand-
bekleidung). Die London Society of artists schliesslich, um in der That alles
zu erwähnen, was irgend neu ist, hat lustige Kindermöbel, ungemein einfach
in der Construction, nach Kistenart gezimmert und mit naiv-primitiver
Malerei geschmückt, die zusammen mit den vorzüglichen Friesen, denke ich,
gut imstande ist, den kindlichen Sinn für Farben zu wecken.
Der kunstgewerbliche Clou der Ausstellung aber ist die Leistung des
HausesWhylie and Lochhead Ltd. in Glasgow. Zwei verschiedenartige Räume
kommen in Frage. Einerseits die Royal Reception Rooms, von den Herren
Whylie and Lochhead eingerichtet, aber doch nicht frei entworfen, sondern
nach Bestimmungen der Commission historischen Stilen nicht allzu glücklich
angenähert. Das Beste dieser Empfangsgemächer ist die Halle, aus der sich die
Freitreppe hebt. Die Farbe von Decke und Stiegenhaus ist elfenbeinweiss,
das Holz also lackirt, sehr gut ist die Wandverkleidung, Stoff mit leicht
stilisirtem Blumenmuster. Die Formen der grünen Möbel sind die typischen
englischen schlanken der Zeit nach Sheraton. Der anschliessende Speisesaal
verdankt der Anlage nach all seine Wirkung dem Holze leichtgrauer Eiche.
Die Täfelung der schlichten, in leichtem Relief gehobenen Quadrate geht
hoch hinauf, an sie schliessen sich decorative (nicht allzu originelle) Bas-
reliefs aus weissem Stuck. Den dritten Stimmungswert, eine bunte auf-
frischende Wirkung, geben dem Raume der orientalische" Teppich und die
Stahlmontirung des Kamins. Der Stil ist frühenglisch, man sagt genauer: in
dieser Art richtete man im zweiten Viertel des XIX. Jahrhunderts Schlösser
ein, und schon damals lehnte man sich eben an historische Vorlagen an. Die
erste Hälfte des letzten Säculums bedeutete für Grossbritanniens Aussen- und
Innenarchitektur ja eine Wandlung durch alle Spielarten der Gothik bis zum
Queen Anne-Stil, fast bis zur Renaissance. Der Salon der Royal Reception
Rooms ist im Stile Louis XV. gehalten, doch ist derlei vielemale accurater
und schöner gemacht worden.
Weitaus interessanter als diese Räume ist der Pavillon der Herren
Whylie and Lochhead, wo sie sich und ihren Zeichnern freie Möglichkeit
zur Entfaltung ihrer künstlerischen Einfälle geben konnten. Da ist denn auch
eine Menge Neues, sicherlich Originelles zu sehen, und mehr als man es