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Volltext: Monatszeitschrift IV (1901 / Heft 12)

dem letzten Ritter, zur Frau gab) ist in der Zeichnung, wie in der kräftigen 
Farbengebung trefflich gelungen und gibt einen prächtigen Wandschmuck. 
Weiter bot die Dresdener Ausstellung auch reizvolle farbige Zinkätzungen 
- junges Grün, Abend, Bach - von Arthur Illies (Mellingstadt in Holstein] 
und Radirungen in Farben zum Beispiel von dem Schweden Carl Larsson. 
Neuerdings hat Albert Krüger auch einen Metallfarbenschnitt mit drei Platten 
nach Böcklins „Schweigen im Walde" hergestellt. 
Von den Künstlern im Norden Deutschlands sind ausser dem eben 
genannten Illies besonders noch die Hamburger Ernst Eitner und Henriette 
Hahn (Landschaften in farbigem Holzschnitt) sowie Hans Olde (Seekamp) 
zu nennen; von ihm stammt das radirte Bildnis Friedrich Nietzsches (wie 
er in seinem Kissen liegt), sowie das gezeichnete Bildnis des Poeten Detlev 
von Liliencron, beide von eindringlicher, menschlich stark berührender 
Charakteristik und wirksamer Technik. 
In der Münchener Abtheilung fanden sich eine Fülle von Blättern, die 
man unter dem Prädicat tüchtige Atelierkunst zusammenfassen kann und die 
durchaus geeignet erscheinen, im Hause an der Wand oder in der Mappe 
Kunstfreude zu bereiten, so Paul Bachs und Max Feldbauers Stadtbilder 
aus Dinkelsbühl (Bleistiftzeichnung) und aus Rothenburg, T oni Stadlers 
fränkische Landschaften, Georg Braumüllers Rococoparkscene u. s. w. Hier 
finden wir auch die wenigen Spuren von Humor und Satire, welche 
die graphische Abtheilung aufwies; die „moderne" Kunst trägt im 
allgemeinen ja einen griesgrämigen Ernst zur Schau und scheint das Sprich- 
wort „Ernst ist das Leben, heiter ist die Kunst" vergessen zu haben. Nur in 
München hat der künstlerische Humor eine bleibende Stätte. Zu den 
„Fliegenden Blättern" haben sich die „]ugend" und der allerdings mehr in 
ätzende Lauge als in Humor getauchte „Simplicissimus" gesellt. Von den 
bekannten Zeichnern der „Fliegenden Blätter" war keiner in Dresden ver- 
treten; wer könnte leugnen, dass die grössere Kunst beim Simplicissimus ist, 
mag uns auch zuweilen bei der rücksichtslos grausamen Satire eines Thomas 
Theodor Heine ein Frösteln anwandeln. Ihm ist die Satire Lebenselement. 
Schon als Gymnasiast erhielt er das consilium abeundi, weil er in einem 
Leipziger Witzblättchen die stadtbekannten Mitglieder der jeunesse bornee 
durch allzuähnliche Caricaturen lächerlich gemacht hatte. Seitdem er am 
„Simplicissimus" arbeitet, hat er sich mehr und mehr von karikirender 
Verzerrung frei gemacht, an ätzender Kraft der Satire aber zugenommen. 
Bezeichnende Beispiele seiner Kunst in der Dresdener Ausstellung waren 
die Blätter „Aschermittwoch" und die „verlassene Geliebte". Auf jenem Blatte 
sah man einen schwarzen Harlekin auf einem Sarge, ein flüchtendes Masken- 
paar und einen Todtenkopf mit Lilien und Pickelhaube als Anspielung auf 
die widerstrebenden Pole von Kunstfreiheit und Lex I-Ieinze-Polizei, auf 
dem anderen Blatte sah man einen jener Schurken aus den höheren 
Ständen, die das Mädchen, das sie erst missbrauchen, dann wegwerfen und 
zertreten. Wie der tadellos gekleidete Herr in seinem eleganten Salon die
	        
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