vv
Wolff als die stärksten Persönlich-
keiten unter den Münchnern. Von
Leibl sahen wir ein halbes Dutzend
seiner energisch zur Natur weisen-
den gezeichneten Bildnisse und
Lebensscenen, von Wolff radirte
kleine Blätter gleicher Art. In
allem zeigte er sich als ein schar-
fer Beobachter und vorzüglicher
Charakteristiker voll Geist, tech-
nischer Fertigkeit und Freude am
Leben. Es lohnt, den Namen
dieses Künstlers zu merken. Auch
Oskar Graf Freiburg ist ein Künst-
ler, von dem sich vielleicht noch
Bedeutendes hoffen lässt. Seine
Pieta - Johannes und Maria am
Leichname Christi- eine Radirung
von einem Meter Höhe und mehr
als einem Meter Breite zeigt nicht
erfolgloses, ernstes künstlerisches
Streben.
Bei den noch übrigen Kunst-
ländern müssen wir uns kürzer
fassen. Von den Franzosen war
Auguste Lepere gut vertreten. Er
x. P. c. de Bazel, Schrank ist zugleich Maler, ein unvergleich-
licher Zeichner, Radirer und Holz-
schneider, und er ist unermüdlich bestrebt, alle Techniken auszuprobiren und
neue Wege zu suchen. Seine Radirungen zeigten sämmtlich Scenen und
Ansichten aus Paris, die er mit geistreicher leichter Hand hingesetzt hat. Nicht
minder vorzüglich sind seine Holzschnitte; Lepere gehört zu den Künstlern,
die ihre Zeichnungen selbst auf den Holzstock bringen und schneiden. Er
bewegt sich dabei in merkwürdigen Gegensätzen. Über den Holzschnitt,
seinen Stil und sein Schicksal ist in den letzten Jahren in den Fachblättern
viel hin- und hergestritten worden. Es handelt sich dabei um die Frage, ob
der so hoch entwickelte Tonschnitt und die Fähigkeit des I-Iolzschneiders,
jede malerische Wirkung eines Gemäldes ins Schwarzweisse zu übersetzen,
einen berechtigten Fortschritt oder aber eine Stilwidrigkeit bedeuten, die den
Untergang des Holzschnittes herbeiführe. Der Streit führt aber zu nichts,
die wirtschaftlichen Fragen entscheiden in den meisten Fällen; sogar in
der Illustrirten Zeitung und in den Fliegenden Blättern, wo der Holzschnitt
früher Alleinherrscher war, tauchen immer mehr Autotypien auf : die
Actualität und die Billigkeit tragen die Schuld. Der Stil thut dabei nichts zur