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Volltext: Monatszeitschrift IV (1901 / Heft 12)

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Wolff als die stärksten Persönlich- 
keiten unter den Münchnern. Von 
Leibl sahen wir ein halbes Dutzend 
seiner energisch zur Natur weisen- 
den gezeichneten Bildnisse und 
Lebensscenen, von Wolff radirte 
kleine Blätter gleicher Art. In 
allem zeigte er sich als ein schar- 
fer Beobachter und vorzüglicher 
Charakteristiker voll Geist, tech- 
nischer Fertigkeit und Freude am 
Leben. Es lohnt, den Namen 
dieses Künstlers zu merken. Auch 
Oskar Graf Freiburg ist ein Künst- 
ler, von dem sich vielleicht noch 
Bedeutendes hoffen lässt. Seine 
Pieta - Johannes und Maria am 
Leichname Christi- eine Radirung 
von einem Meter Höhe und mehr 
als einem Meter Breite zeigt nicht 
erfolgloses, ernstes künstlerisches 
Streben. 
Bei den noch übrigen Kunst- 
ländern müssen wir uns kürzer 
fassen. Von den Franzosen war 
Auguste Lepere gut vertreten. Er 
x. P. c. de Bazel, Schrank ist zugleich Maler, ein unvergleich- 
licher Zeichner, Radirer und Holz- 
schneider, und er ist unermüdlich bestrebt, alle Techniken auszuprobiren und 
neue Wege zu suchen. Seine Radirungen zeigten sämmtlich Scenen und 
Ansichten aus Paris, die er mit geistreicher leichter Hand hingesetzt hat. Nicht 
minder vorzüglich sind seine Holzschnitte; Lepere gehört zu den Künstlern, 
die ihre Zeichnungen selbst auf den Holzstock bringen und schneiden. Er 
bewegt sich dabei in merkwürdigen Gegensätzen. Über den Holzschnitt, 
seinen Stil und sein Schicksal ist in den letzten Jahren in den Fachblättern 
viel hin- und hergestritten worden. Es handelt sich dabei um die Frage, ob 
der so hoch entwickelte Tonschnitt und die Fähigkeit des I-Iolzschneiders, 
jede malerische Wirkung eines Gemäldes ins Schwarzweisse zu übersetzen, 
einen berechtigten Fortschritt oder aber eine Stilwidrigkeit bedeuten, die den 
Untergang des Holzschnittes herbeiführe. Der Streit führt aber zu nichts, 
die wirtschaftlichen Fragen entscheiden in den meisten Fällen; sogar in 
der Illustrirten Zeitung und in den Fliegenden Blättern, wo der Holzschnitt 
früher Alleinherrscher war, tauchen immer mehr Autotypien auf : die 
Actualität und die Billigkeit tragen die Schuld. Der Stil thut dabei nichts zur
	        
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