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Ch. Lebeau und Frau Baars, Balikirte Gardine
Er ist der Illustrator der slavischen, besonders südslavischen Welt, von der er seine eigene
Vision hat. Sein Realismus, der alles Sichtbare umfasst, ist sehr genau und hat doch einen
phantastischen Anstrich. Die historische Landschaft von einst hat sich bei ihm individuell
stilisirt. Dann kommen drei junge, Neue. Ludwig Koch hat gleichfalls ein ganzes Cabinet
gefüllt. Er hat die Passion für das Militär, für Uniformen, Waffen, Pferde. Wie tüchtig er
durchgebildet ist, zeigt er in den sorgfältigen Aquarell- oder Gouachebildern der Erzherzoge
Franz Salvator und Heinrich Ferdinand in der historischen Dragoneruniform (für das
Jubiläum zu Enns), und anderen kleinen cavalleristischen Porträts (Prinz Albrecht zu
Schaumburg-Lippe). Auch einige Pferde sind in Gouache ganz brillant abconterfeit. Enns
scheint für ihn ein dankbarer Schauplatz gewesen zu sein, denn auch die alten Häuser
des Städtchens haben ihn viel beschäftigt. Das Hauptstück seiner Ausstellung ist aber ein
grosses, in Gouache ausgeführtes „Gedenkblatt zur Erinnerung an den von Seiner k. und k.
Apostolischen Majestät anlässlich der Manöver in Jaslo am 16. September xgoo allergnädigst
erlassenen Armeebefehl". (Auftrag des k. und k. Reichskriegsministeriums, Privatbesitz
Seiner Majestät.) Es ist eine Figurenreiche Scene: das I-Iofzelt mit dem Kaiser und seiner
Suite, dem Erzherzog Rainer, huldigend gesenkten Fahnen und einer glänzenden Menge
von Officieren und Mannschaften. Das massenhafte Detail an Porträts und Ausrüstung ist
mit brillanter Verve bewältigt und sicher zusammengefasst. Wie gründlich der Künstler
zu Werke gegangen, zeigt die lange Reihe von Porträtstudien in Aquarell, die er als Vor-
arbeiten nach der Natur gemalt hat. Es ist eine Galerie von militärischen Zeitgenossen, die
ihren historischen Wert hat. Drei weitere Collectivausstellungen sind von Karl Pippich,
dem wiederholt besprochenen Maler der Stadtbahn- und Wienregulirungsarbeiten, V00
j. N. Geller und Jehudo Epstein. Pippich bringt auch jetzt sachlich sehr interessante
Viennensia, wie die Freilegung der Minoritenkirche, die Demolirung der Elisabethbrücke,
Blick auf Wien vom Liebhartsthal aus (Abendbeleuchtung). Ihm und noch anderen Wiener
Vedutenmalern in der Ausstellung (Graner, Kopallik) wäre nur zu empfehlen, sich ihr altes
Wien doch öfter in einer freundlichen Beleuchtung anzusehen. Auch die Wiener Sonne
gehört ja unzertrennlich zu Altwien. Geller widmet sich immer noch mit Vorliebe dem
Volks- und Kinderleben im Prater, das er seit zwei Jahren mit wachsender Technik in sonnen-
dunstigen oder staubig-dämmerigen Gouachebildern darstellt. Epstein endlich malt mit
derber Faust Farbenstudien aus dem Süden, in denen das Letzte noch lange nicht gesagtiSt-