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Volltext: Monatszeitschrift IV (1901 / Heft 12)

cameras vom Jahre 183g mit seinem Siegel auf der Etikette s berechnete Prof. Josef 
Petzwal in Wien das noch jetzt giltige Porträtobjectiv. (Sein Denkmal wurde diesen 
Herbst unter den Arcaden der Universität enthüllt.) Dieses erste Doppelobjectiv (mit Baum- 
schraube und Pappendeckelcamera) vom Jahre 1840, von Friedrich Voigtländer ausgeführt, 
ist in der Ausstellung zu sehen. Dabei andere Voigtländefsche Apparate aus den Vierziger- 
Jahren, die überhaupt erfindungsreich genug waren. Prof.Berres erfand schon 1841 diePhot0- 
gravüre durch Ätzen von Daguerreotypplatten, Dr. Natterer machte 1841 seine Versuche mit 
Chlorjod bei Momentaufnahmen. In die Fünfziger-Jahre fallen die Anwendungen des 
Auefschen Naturselbstdruckes und die mancherlei wichtigen Entdeckungen des hoch- 
begabten Paul Pretsch, dessen Schüler sich in Europa verbreiteten (Jos. Leipold kam 
sogar nach Lissabon), auf dem Gebiete der Photogalvanographie (1854), I-Ieliogravüre 
(1856) u. s. w. Die ersten Zinkhochätzungen (Phototypien) von Angerer und Göschl gehen 
bis 1861 zurück, in die Achtziger-Jahre die ersten Heliogravüren von Karel Klic. So geht 
die Kette von Erfindungen durch alle die Jahrzehnte fort. Auch die Amateurs betheiligten 
sich an der Forschung schon bei der Begründung der Gesellschaft. F. X. Adler in Penzing 
machte damals schon directe Photographien auf Glas; auch Achilles von Melingo macht 
sich geltend. Von der ersten photographischen Ausstellung (London 1862) stellt Ludwig 
Angerer seine eigenen Aufnahmen aus. So ist der historische Theil der Jubelausstellung 
ungewöhnlich interessant. Dazu kommt aber auch mancherlei persönliches und geschicht- 
liches, ja archivalisches Interesse. So sind die zahlreichen Photographien des Kaisers, der 
Kaiserin und der kaiserlichen Familie in allen Lebensaltem und Techniken ohne Zweifel ein 
unschätzbares Quellenmaterial. Man erinnere sich nur, wie Prof. Zarncke, der Fachmann 
der Goethe-Bildnisse, sich nach einer einzigen Photographie Goethes sehnt. Die Reihe 
der Kaiserporträts geht bis zu den photoplastischen Aufnahmen, deren erste, die „photo- 
keramische", in den Sechziger-Jahren mittels des Einstaubverfahrens von Julius Leth 
gemacht wurde (das Duplicat befindet sich im Grundsteine des Österreichischen Museums 
für Kunst und Industrie), während die jüngste Reliefphotographie von Karl Pietzner 
herrührt. Sehr umfangreich ist die Schaustellung der modernen Verfahren, namentlich 
auch der vervielfältigenden. Die k. k. Hof- und Staatsdruckerei, die k. k. graphische Lehr- 
und Versuchsanstalt, die Anstalten Angerer und Göschl, Blechinger und Leykauf, Löwy 
und andere entrollen dieses ganze buntbewegte Treiben. Die farbige l-Ieliogravüre, der 
Drei- und Mehrfarbendruck (die Nachbildungen Segantini'scher Bilder zu dem von der 
Regierung herausgegebenen Sengantini-Werke besonders gelungen), die Autotypie wurden 
in lehrreicher Weise vorgeführt, letztere auch in Collectionen von transparent auf- 
gestellten, mit Lupen versehenen Rastern. Von den Leistungen des modernen Com- 
binationsdruckes (Lichtdruck mit Chromolithographie oder Chromoalgraphie), des 
Gumrnidruckes, der Pigmentdrucke etc. sieht man die vollkommensten Proben. Auch die 
Amateurs (Barone Nathaniel und Albert Rothschild, Philipp v. Schoeller, Josef Becks 
zahlreiche Diapositive und andere) ernteten Lorbeeren. Eine besondere Stelle unter ihnen 
nahm Grafl-Ians Wilczek sen. ein, dessen Arbeiten von der Polarexpedition des Jahres 1872 
(nasse Collodiumaufnahmen und Tannin-Trockenverfahren) sammt dem hirschledernen 
Entwickelungszelte lebhaftes Interesse erregten. 
RANZ MATSCH. Dieser verdienstvolle Künstler ist nunmehr aus dem Lehr- 
verbande der Kunstgewerbeschule des Österreichischen Museums geschieden. Sein 
Wirken auf dem Gebiete der decorativen Malerei war erfolgreich und hinterlässt dauernde 
Spuren. Seine Vertrautheit mit der Antike und ein lebhafter coloristischer Zug, in 
dem noch Makarfsche Farbenfreude nachlebte, theilten sich seinen Schülern mit und 
gaben dem Streben seiner Schule einen vornehmen Charakter, eine Richtung auf das 
Höhere. Dazu kam sein universelles Wesen, das auf Gesammtkunst hinarbeitete. Archi- 
tektur, Plastik, Malerei gesellten sich bei ihm zur Hervorbringung von Werken, wie die 
Dumba'sche Saalausstattung, die wir seinerzeit eingehend gewürdigt haben. Er hat in der 
an!
	        
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