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Volltext: Monatszeitschrift IV (1901 / Heft 12)

und Bizarre. Ein Zug bürgerlicher Schlichtheit, dem die Behäbigkeit und gediegene 
Solidität nicht mangelt, charakterisirt die Mehrzahl der Neuschöpfungen auf diesem 
Gebiete. 
Was die Buchillustration betrifft, so haben auch hier Morris' Grundsätze allmählich 
Fuss gefasst. Die Auffassung, dass Typendruck und Illustration ein einheitliches künstleri- 
sches Bild geben müssen, übt auch hier auf die Durchführung der Illustrationen einen 
bestimmenden Einfluss. So hat sich J. L. M. Lauweriks nach bekannten Vorbildern, 
sowohl in England wie in Deutschland, eine silhouettenartig wirkende Darstellungsweise 
mit l-Iinweglassung aller Halbtöne zurecht gelegt, die an Tiefe des Tones und Schärfe 
der Contour mit den Drucklettern auf gleicher Stufe stehen. Dass eine derartige 
Beschränkung der Ausdrucksmöglichkeiten wohl im einzelnen Falle willkommen sein 
kann, keineswegs aber als allgemeines Gesetz einer modernen Illustrationstechnik 
angesehen werden soll, ist selbstverständlich. 
Wie das europäisirte Japanerthum auf dem Gebiete der Metallarbeit verwertet 
wird, zeigt der Abguss einer getriebenen Schüssel von F. Zwollo. 
Unter den verschiedenen Techniken für Flächenverzierung, namentlich auf dem 
Gebiete der Textil- und Lederindustrie hat auch in Holland in den letzten Jahren das 
Batikiren Eingang gefunden. Dieses ursprünglich hauptsächlich in Ostindien geübte Ver- 
fahren, für welches Lion Cachet die Aufmerksamkeit zu erwecken verstanden hat, beruht 
bekanntlich der Hauptsache nach darauf, dass die zu verzierende Fläche an bestimmten 
Stellen durch Auftrag einer schützenden Wachsschichte oder eines anderen Deckmittels 
vor den Einwirkungen eines Farbstoffes bewahrt wird, welchem man das betreffende 
Object aussetzt. Nach Entfernung der deckenden Schichte kommt das beabsichtigte 
Muster in verschwommenen Contouren zum Vorschein. Indem man diesen Process in der 
Weise mehrmals wiederholen kann, dass jedesmal andere Stellen der Einwirkung 
wechselnder Farben ausgesetzt werden, lassen sich auch mehrfarbige Muster herstellen. 
Durch Krakelirung des aufgetragenen Deckmittels kann man ferner auf dem naturfarbigen 
Grunde Muster in der Art von Marmorirungen erzeugen. Batikarbeiten werden besonders 
in Haag von Thorn-Prikker ausgeführt. Als Beispiele mögen hier eine batikirte Gardine, 
sowie einige Bucheinbände in Leder von Ch. Lebeau und Frau Baars dienen. 
Bereits auf der Pariser Weltausstellung des vergangenen Jahres hatte man 
Gelegenheit, Hollands prächtige und eigenartige Thon- und Porzellanindustrie kennen zu 
lernen. Es waren verschiedene Richtungen, die man hier zu sehen bekam. Die alte Delfter 
Blaumalerei war durch Thooft und Labouchere vertreten. Eine Anzahl anderer Fabriken 
hatte mit der Fortsetzung des älteren Rozenburger Genres anerkennenswerte Erfolge 
erzielt. Es waren dies jene Töpfereien, die sich durch ihre tiefen, satten und äusserst 
harmonisch gestimmten Farbentöne, über welchen eine Schichte scharf glänzender Blei- 
glasur lag, auszeichneten. Dem künstlerischen Leiter der berühmten Rozenburger Fabrik 
in Haag Juriaan Kok war es aber gelungen, ein ebenso originelles als gefälliges Genre auf 
den Markt zu bringen, dessen Eigenart allgemein Beifall gefunden hat. Diese neue Gattung 
besteht in einem sehr dünnwandigen ungemein leichten Weichporzellan von elfenbein- 
gelber Farbe, auf dem sich eine bunte japanisirende Ornamentirung ausbreitet, in der 
bestimmte Töne, wie Grün, Gelb, Violett, vorherrschend sind. Die bei geringer Tempera- 
tur zu brennende weiche Masse ermöglicht die Anwendung von Unterglasurmalerei. Die 
originelle Fonnengebung beruht auf dem Principe der Entwicklung aller jener Gefäss- 
theile, die man sonst eigens anzusetzen pflegt, aus der Hauptform, so dass Henkel, 
Ausgussrohre, Deckel u. s. w. sich auf dem Wege des Überleitens weich und geschmeidig 
aus dem Gefässkörper entwickeln.
	        
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