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Volltext: Monatszeitschrift IV (1901 / Heft 12)

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Bilder so wundersam rein und ungetrübt; nun ja, auch hier klangen aus 
indisch gebauten Pavillons Geräusche, die man Musik nennen mag, auch hier 
deckt weisser Putz die Wände von Restaurants und tausend Zacken von 
Giebeln und Facaden stechen in den dunkel- 
blauen Himmel - aber die ganze Sache 
ist am unrechten Platze. In England findet 
man schwer das Organ für leichtsinnige, 
gewagte Architektur, hier erwartet man Ge- 
diegenes, Entwicklungsfähiges, Bleibendes 
selbst im flüchtigsten Werke für einen 
Sommer - es mag ja etwas ungerecht sein, 
aber diese Empfindung ist nun einmal in 
jedem Besucher dagewesen. 
Eine einzige, nicht allzu lange Linie führt 
in der Entwicklung von der Rue de Caire 
oder den „Gschnas"-Bauten von„Venedig 
in Wien" zur maurisch-spanisch-renaissance- 
mässigen Architektur in Kelvingrove Park. 
Es ist nicht zu sagen, wie fremdartig auf 
englischem Boden, wo für die Art zu bauen, 
der Stein oder doch der feste Rohziegelbau 
mit offen liegender Structur so ungemein 
charakteristisch ist, diese Putzbauten mit 
der unehrlichen äusserlichen Facadenschmü- 
ckung, mit den hängenden Stiegen, unregel- 
mässigen und unharmonischen Grundrissen 
wirken. Es schickt sich nicht Eines für Alle. 
Und schon im letzten Jahre in Paris hat 
V _ _ man sich gegen diese Art Architektur weh- 
Ausstellung H1 Glasgow, Fauteuil mit __ . 
Bezug in smgappncam,n_ von Msm ren mussen. Der herbste Tadel hat die 
Whylie and Lwchhßßd Md- in Glasgow officiellen Bauten zu treffen; unter den 
privaten Pavillons der und jener Gesell- 
schaft ist ja Gutes zu finden. So ist der van Houten'sche Bau (in alt- 
englischem Stile von A. N. Prentice aufgeführt) wohlthuend einfach und 
klar, die pittoreske Architektur des canadischen Hauses (von Walker und 
Ramsan) wenigstens interessant und neu. Die Wirkung ist fast ausschliess- 
lich durch die Vertheilung der Fenster in der Facade und durch Holzsparren 
und Staketten erzielt; allerdings sind auch Bildreliefs und Aufsätze leider 
nicht vermieden worden. Auch gegen die offenkundig nur ethno- 
graphischen Zielen nachgehende Art zu bauen, wie sie manche Völker 
gezeigt haben, möchte ich mich nicht ereifern. Es ist ja ganz amusant, 
das irische Haus mit seinen weissen Wänden und seinem schrägen Stroh- 
dach zu sehen. Die russischen vielfarbigen Holzbauten machen allerdings 
umso weniger Freude, als man ihre mitteleuropäische Abstammung und
	        
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