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Unechtheit kennt - Potemkidsche Dörfer, meine Lieben, aber es ist mm
einige Zeit seitdem vergangen und wir reisen nicht mehr in Postkutschen
durchs Land! Sehr zufrieden kann man mit den Theehäusern der Mrs.
Cranston sein; dieser Dame hat das
schottische Kunsthandwerk überhaupt
viel zu danken. In der hastigen, be-
triebsamen, recht unkünstlerischen
Stadt Glasgow sind ihre in der ver-
schiedensten Art eingerichteten Tea-
rooms ein behaglicher Aufenthalt
künstlerischester Form. Eine grosse
Zahl bekannter Architekten hat ihr bei
der Einrichtung und Ausschmückung
geholfen; auch Mackintosh gehört
übrigens zu diesen.
Soll ich nun aber von den „wirk-
lichen" grossen Ausstellungsbauten
sprechen, so ist wahrhaftig nicht leicht
Böses genug zu sagen. Da ist also die
grosse Industriehalle, ein schon im
Grundriss missglückter Bau, der wie
gestückelt aussieht, den Eindruck
macht, als hätte man da und dort
rasch noch ein Eck, einen Winkel für
eine Bude angeklebt. Nur der Mittel-
bau ist wirklich als volle und runde _
Architektur anzusehen. Eine Frei- Ausstellung in Glasgow, Salonschrank von Mssrs.
treppe führt in eine Säulenhane _ Whylie and Lochhead Ltd. in Glasgow
korinthische Säulen passen nicht allzli
stilgemäss, glaube ich, zu maurisch beeinflusster Renaissance. Die Säulen
sind natürlich aus Gips. die Wände tragen Gipsaufsätze. Hübsch ist nur die
Idee, in die Fenster, die in die Eingangshalle hineinsehen, Blumen zu stellen.
So muss Natur mit sogenannter Kunst versöhnen. Die Innendecoration ist noch
bedenklicher als der Aufbau: sie fehlt fast ganz. Man hat den einzelnen Ländern
in ihnen den einzelnen Ausstellern - denn in Glasgow herrscht wieder
Trennung der Nationen und das Nebeneinander von Schuhen, Gläsern,
Möbeln und Messerschmiedearbeiten - die Decoration überlassen und
sich mit einem weissfarbig kahlen Verputz der Wände begnügt. Nur der
kuppelförmige Mittelsaal ist geschmückt, und zwar mit dünnen, nichts-
sagendenDeckengemälden, gegen die die-oberflächlichen Rochegrossdschen
Arbeiten der Pariser Halle Meisterwerke sind. Als Supraporte über den
Eingangsportalen dienen Einsätze aus Doulton'scher Keramik, ein verfehlter
Ersatz für Glasfenster, die eben durch das durchströmende Licht Farben-
wirkungen bekommen, die der dichten Fayence nie gegeben sind. Der Stil