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dieser Bilder erworben. Aus der Rahl-Schülerzeit sieht man grosse Entwürfe für die
Leipziger Kunsthalle: Culturbilder vom goldenen Zeitalter bis zu einer Hochcultur, die
gleichsam wieder ein goldenes Zeitalter darstellt. Diese Entwürfe wurden nicht einge-
sandt, also auch nicht ausgeführt. Selbständiger sind die Entwürfe für die „Zonen-
bilder" zur Ausschmückung des Pa-
lais Epstein, von dessen späterer Be-
sitzerin, der Gasgesellschaft, sie in
den Besitz Otto Wagners überge-
gangen sind, dessen Hütteldorfer
Villa sie nun schmücken. Ferner sah
man die Entwürfe zu den Wandbil-
dem im gothischen Schlosse des
Erzherzogs Leopold zu Hörnstein.
Sie schmücken dort den Gartensaal,
und zwar indem sie auch über die
Thüren hinziehen, so dass durch
das Verschwinden der Ausgänge
diese Phantasiewelt sich vollkom-
men abzuschliessen scheint. Das
Ganze ist als ein Jagdzug, der früh
morgens von der Burg ausgeht und
vierundzwanzig Stunden lang allerlei
Episoden erlebt. Der Ritter wird
sogar von Räubern in eine Höhle
entführt, er geräth auf der Flucht
in einen Sumpf, er schläft auf dem
Kirchhofein, er trifft einen Klausner,
er erfrischt sich durch ein Bad im
Bach u. s. w. Die Scenen ziehen sich über zwei Langwände und zwei Schmalwände und
sind durch goldenes Stabwerk mit grünen Gehängen untergetheilt. Der Stil ist selbst-
verständlich der historisch-landschaftliche der Schwind-Preller-Zeit, zu deren namhaften
Leistungen dieses decorative Werk gehört.
Schlüsselschild, XVI. jahrhundert (Kunst-Gewerbe-Museum
in Prag)
KLEINE AUSSTELLUNGEN. In der Galerie Miethke ist eine ansehnliche
Bilderausstellung zu sehen, an der sich sechs österreichische und deutsche Künstler
betheiligen. Als Hauptstück dient eine grosse Apotheose der Kaiserin Elisabeth, von dem
Münchener Marr-Schüler Otto Herschel. Es ist ein Triptychon in reichern, vergoldetem
Säulenrahmen. Das Mittelbild zeigt die Verewigte, in weissem Gewande einherschreitend,
von Engeln begrüsst. Das eine Flügelbild enthält mehrere Engel mit Symbolen der
Bescheidenheit, der Liebe und des Glaubens, das andere zeigt musicirende Mädchen vor
der Paradiesespforte, durch die man in eine goldene Lichtwelt blickt. Der Künstler legt
mehr Gewicht auf die farbige Phantasmagorie, als auf die Zeichnung. Besnard'sche und
Watts'sche Einflüsse sind zu erkennen, nebst ihrem Untergrund von Frührenaissance.
Phänomene des Verschwimmens und des Reflexes sind vorherrschend. Das Ganze eine
jugendarbeit von Talent. Auch der Wiener Max Kurzweil geht in einem Dutzend Bildern
modernen coloristischen Problemen nach, die namentlich aus Besnard und Aman-jean
geschöpft sind. Ein grosses Bild: „Gelbe Blätter", wo sich breite Yuccablätter über einen
Frauenkopf neigen und alles in eine unbestimmte Tonwärme zusammengeht, ist bezeichnend
für sein Suchen. Das Spiel mit farbigen Dämmerungen ist Kurzweils malerischer Beruf. Die
Abenteuer eines violetten Kleides im Helldunkel oder eines im eigenen Schatten glühenden
bretonischen Mädchengesichtes. Nicht alles kann dabei gelingen. Der Triester Oskar Her-
mann dagegen stellt sich fast immer das Problem des Teints, und zwar des zum Decollete