Schlüssel, XVXII. jahrh.
(Österr. Museum)
Schlüssel, XIX. _]ahrh.
(Österr. Museum)
Schlüssel, XIX. Jahxhi (Sammlung
des kais. Rathes Th. Theyer)
schlossähnliche nach aussen hin in schlichter, kraftvoller Architektur entwickelte Anlage
gruppirt sich höchst malerisch um eine durch zwei Geschosse reichende sechseckige
Halle. Diesem den Verkehr im Hause vermittelnden Raume schliessen sich auf der einen
Seite das Speisezimmer, auf der anderen das Empfangszimmer mit Bühne an, das zugleich
Musikzimmer ist. Hinter diesem Raume liegen, nach der anderen Seite des Hauses zu, das
Zimmer der Dame und das Arbeitszimmer des Herrn. Nebst Nutzräumen verschiedener
Art enthält das Erdgeschoss noch ein Frühstückszimmer und ein zweites Zimmer des
Herrn, zur Aufbewahrung von Kunstwerken u. dgl. bestimmt. Das erste Geschoss umfasst
vier Raumgruppen: Schlafzimmer der Eltern, Schlafzimmer der Kinder, Wohnzimmer der
Kinder und Fremdenzimmer.
Der primitive, bäuerliche Grundton, den die Aussenarchitektur anschlägt, wird auch
im Innern beibehalten. Das Rüstzeug der äusseren Architektur wie Steinmauern, Fach-
werk, Balkenlage, kehrt im Innern verfeinert wieder und gibt den Räumen den Charakter
des Gebauten und Construirten. Die Farbenharmonie ist auf Grün, Roth und Blau gestimmt,
wobei graue und weisse Töne die Vermittlerrolle spielen. Ein gewisser feierlicher, fast
kirchlicher Ernst herrscht in der Halle wie im Speise- und Empfangsraum. Es ist als
müsste man die Orgeltöne des sonntäglichen Gottesdienstes vernehmen. Dabei ist jedoch
nichts düster und freudlos, sondern vielmehr auf Bethätigung eines auf die höchsten
Culturwerte aufgebauten Lebens berechnet. Äusserst anmuthig ist der Übergang in eine
weiche, sanfte, freundlich-heitere Stimmung im Damenzimmer und im Schlafzimmer der
Eltern bewirkt. Die Freude an Luft, Licht, Sonne, Reinlichkeit und Comfort ohne jede
verweichlichende Übertreibung gibt überall Zeugnis von einem gesunden, kräftigen, selbst-
bewussten Geschlecht, für das dieses Heim geschaffen. Gewiss, es ist viel Nationales, viel
rein Englisches in diesem Hause, das wir uns nicht in unsere Heimat übertragen wünschen,
weil wir es anders gewohnt sind und es anders brauchen, aber der Kunstgeist, der das
Ganze durchflutet, ist der Geist modernen Geschmackes und moderner Lebensführung.
J. Folnesics