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Volltext: Monatszeitschrift V (1902 / Heft 1)

und klären, ja fortentwickeln kann. - In der 
ersten Epoche des österreichischen Museums 
trugen die Winterausstellungen immer dieSigna- 
tur derFirmen, und damals war die Nachahmung 
der historischen Stile die Regel. Jetzt ist sie 
eher die Ausnahme. Und darum hat noch keine 
Ausstellung die Wandlung der Zeit so deutlich 
gemacht, als diese. Auch wo nachgeahmt wird, 
sind es Stile, die dem modernen Empfinden näher- 
stehen, die mehr möbelmässig als architektonisch 
schaffen: Empire, Biedermaier, Sheraton. Ein 
grosses Barock-Interieur von Friedrich Otto 
Schmidt ist kein Wohnraum, aber auch kein so- 
genanntes historisches Interieur, wie sie den 
Glanz der vorigen Ausstellung bilden halfen. Ein 
lehrreiches Schaustück ist allerdings auch dieser 
grosse Saal, doch nur eine Chrestomathie aus 
Prachtstücken verschiedenen Ursprungs, deren 
Einheit in ihrer Gleichzeitigkeit besteht. Das 
Wiener Barock auf Fischer von Erlach'scher 
Höhe. Solche Zusammenstellungen aus echten 
und copirten Stücken kommen auch in anderen 
Museen vor, wo ein Raum ganz in einem Zeit- 
stil gehalten sein soll. Es liegt nahe, an München 
und Zürich zu denken. Indes ist dem Schmidt'- 
schen Saale keine Dauer bestimmt, er will nur 
die Ausstellung durch einen mächtigen Barock- 
eindruck bereichern. Zu diesem Zwecke sind 
aristokratischen Palästen und Schlössern des 
Professor C. Moser, Salonschrank aus _ _ _ 
gebogenem Holze, ausgeführt von XVIII. Jahrhunderts meisterhafte Einzelheiten 
Jakob ä-losef Kuh" entlehnt. Die beiden Kamine mit den geschweiften 
Giebeln und den reich gerahmten Relieffeldern darüber sind dem Palais Breuner 
in der Singerstrasse entnommen. Die Originale sind aus St. Margarethener 
Sandstein, die Reliefs aus weissem Carraramarmor, hier aber steinartig 
und zum T heil vergoldet. Über den beiden Flachbogen, die den Saal unter- 
theilen, sieht man in der Mitte Vasen zwischen zwei liegenden Figuren; 
ein Motiv aus dem Schönbordschen Majoratspalais in der Renngasse. Die 
Decke, in flachen Stuckreliefs, ist aus Motiven des Palais Kinsky auf 
der Freiung zusammengestellt. Zwei grosse marinorneWandnischen stammen 
aus dem Pottendorfer Schlosse des Prinzen Nikolaus Anton Esterhäzy. 
Sie enthalten grosse Statuen, Copien des römischen Ringkämpfers aus dem 
kaiserlichen Kunstmuseum und einer Canovafschen Terpsichore. An der 
Wand zwischen den Nischen breitet sich ein prächtiger, einst in der 
Mitte zerschnittener Gobelin aus, der die gefangene Königin Zenobia vor
	        
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