und klären, ja fortentwickeln kann. - In der
ersten Epoche des österreichischen Museums
trugen die Winterausstellungen immer dieSigna-
tur derFirmen, und damals war die Nachahmung
der historischen Stile die Regel. Jetzt ist sie
eher die Ausnahme. Und darum hat noch keine
Ausstellung die Wandlung der Zeit so deutlich
gemacht, als diese. Auch wo nachgeahmt wird,
sind es Stile, die dem modernen Empfinden näher-
stehen, die mehr möbelmässig als architektonisch
schaffen: Empire, Biedermaier, Sheraton. Ein
grosses Barock-Interieur von Friedrich Otto
Schmidt ist kein Wohnraum, aber auch kein so-
genanntes historisches Interieur, wie sie den
Glanz der vorigen Ausstellung bilden halfen. Ein
lehrreiches Schaustück ist allerdings auch dieser
grosse Saal, doch nur eine Chrestomathie aus
Prachtstücken verschiedenen Ursprungs, deren
Einheit in ihrer Gleichzeitigkeit besteht. Das
Wiener Barock auf Fischer von Erlach'scher
Höhe. Solche Zusammenstellungen aus echten
und copirten Stücken kommen auch in anderen
Museen vor, wo ein Raum ganz in einem Zeit-
stil gehalten sein soll. Es liegt nahe, an München
und Zürich zu denken. Indes ist dem Schmidt'-
schen Saale keine Dauer bestimmt, er will nur
die Ausstellung durch einen mächtigen Barock-
eindruck bereichern. Zu diesem Zwecke sind
aristokratischen Palästen und Schlössern des
Professor C. Moser, Salonschrank aus _ _ _
gebogenem Holze, ausgeführt von XVIII. Jahrhunderts meisterhafte Einzelheiten
Jakob ä-losef Kuh" entlehnt. Die beiden Kamine mit den geschweiften
Giebeln und den reich gerahmten Relieffeldern darüber sind dem Palais Breuner
in der Singerstrasse entnommen. Die Originale sind aus St. Margarethener
Sandstein, die Reliefs aus weissem Carraramarmor, hier aber steinartig
und zum T heil vergoldet. Über den beiden Flachbogen, die den Saal unter-
theilen, sieht man in der Mitte Vasen zwischen zwei liegenden Figuren;
ein Motiv aus dem Schönbordschen Majoratspalais in der Renngasse. Die
Decke, in flachen Stuckreliefs, ist aus Motiven des Palais Kinsky auf
der Freiung zusammengestellt. Zwei grosse marinorneWandnischen stammen
aus dem Pottendorfer Schlosse des Prinzen Nikolaus Anton Esterhäzy.
Sie enthalten grosse Statuen, Copien des römischen Ringkämpfers aus dem
kaiserlichen Kunstmuseum und einer Canovafschen Terpsichore. An der
Wand zwischen den Nischen breitet sich ein prächtiger, einst in der
Mitte zerschnittener Gobelin aus, der die gefangene Königin Zenobia vor