recht nach dem Wunsche seines Herzens sein. Die urwüchsige Zeit und die
kräftige Formensprache des deutschen Mittelalters und der beginnenden
Renaissance, besonders die Holzschnittbilder Albrecht Dürers, hatten ihn
von je angezogen; in diese Werke hatte er sich vertieft, sie waren seine
Vorbilder und sein Studium gewesen. Wenn er aber auch seine Stoffe zu-
meist dem ausgehenden Mittelalter entlehnt, wenn er auch seine Gestalten
mit Vorliebe in das Gewand jener Zeit kleidet und in der derb-kräftigen
Linienführung der alten deutschen Holzschnittmeister zeichnet, aus seinen
' Blättern spricht doch ein selbständiger moderner Künstler zu uns und entfaltet
vor uns eine reiche Phantasie und eine eigene Formenwelt. In keiner seiner
Bilderfolgen oder einzelnen Zeichnungen verleugnet sich sein ernster, männ-
licher Charakter und sein tiefes deutsches Gemüth.
Das letzte grössere Werk seiner Hand war die Illustrirung der
„Geschichte der rheinischen Städtekultur", die im Auftrage des Freiherrn
Heyl zu I-Ierrnheirn von Heinrich Boos verfasst worden ist, und von der die
ersten drei Bände 1897 bis 189g bei j. A. Stargardt in Berlin erschienen
sind; ein vierter Band steht noch aus. Der Buchschmuck Sattlers für
dieses Werk besteht darin, dass vor jedem Capitel ein Blatt mit einem
grösseren Bilde steht, sodann eine kleine Kopfvignette über jeder Capitel-
überschrift, eine Initiale am Beginn des Textes der Capitel und eine
Vignette am Capitelschluss. Bei diesem Stoffe war der Künstler ganz in
seinem Element. Welche Fülle von Gedanken liegt allein in seinen Initialen,
und wie geistvoll greifen die grossen Seitenbilder und die kleinen Kopfbilder
das Charakteristische aus dem Inhalt der Capitel heraus! Die breite Schwa-
bacher Type, in der I-Iolten das Buch gedruckt hat, stimmt recht gut zu dem
Charakter des Buches. Heute würde freilich in der neuen Hupp'schen Schrift,
auf die wir noch zu sprechen kommen, eine Type zur Verfügung stehen, die
sowohl zu dem Inhalt des Buches, wie zu den Sattler'schen Bildern noch
weit besser passen würde.
Was Sattler für diese Städtechronik geschaffen hatte, gab wohl der
Direction der Reichsdruckerei den Gedanken ein, den Künstler mit der
Ausstattung der grossen Nibelungen-Ausgabe zu betrauen. Die Absicht der
Reichsdruckerei, die Nibelungen abgeschlossen in Paris auszustellen, ist
leider nicht verwirklicht worden, weil der Künstler die grosse Aufgabe, die
ihm gestellt war, in der ihm zur Verfügung stehenden Spanne Zeit nicht
bewältigen konnte. Aber der Theil des Werkes, der bis zur Ausstellung fertig
wurde, legt ein glänzendes Zeugnis dafür ab, was wir von dem Ganzen zu
erwarten haben. Das grossartige Prachtwerk erscheint im grössten Folio-
format und in der reichsten farbigen Ausstattung. Mit der Type, die in ihrer
Grösse dem Format der Seite angemessen ist, lehnt sich der Künstler an die
Schriftzüge früh-mittelalterlicher Handschriften an, aber es ist doch eine freie
künstlerische Schöpfung. Die Sattler'sche Type ist eigens für diese Nibelungen-
Ausgabe entworfen und in der Reichsdruckerei geschnitten und gegossen
worden und soll auch nur für dieses Buch verwendet werden. Sie ist in