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ihren Schriftzügen von monumentaler Klarheit und Einfachheit, und trotz-
dem sie durchaus selbständig und originell ist, weist sie doch keinen einzigen
Buchstaben auf, der dem heutigen Leser fremd oder undeutlich wäre. Es
liegt im Charakter dieser runden Schrift-
züge, dass sich die Buchstaben nicht so 1
eng aneinanderfügen, wie bei den gothi-
schen Schriftzügen der Incunabeln oder
auch bei mehreren der neuen Künstler- die des
schriften, die uns die beiden letzten Jahre .
gebracht haben; die Lücken, die zwischen Deutrdlen Reldles
den Rundungen der Buchstaben ent-
stehen, machen ein ganz geschlossenes
Schriftbild unmöglich.
Die in den Text eingefügten Initialen
Sattlers sind von grosser Mannigfaltig-
keit und reicher Abwechslung, theils
rein ornalnental aus Pflanzenmotiven Eckmann-Schrift, zwei Proben aus einem
oder aus durcheinandergezogenen Bän- Annoncwwl
dern gebildet, theils mit Figuren ge-
schmückt, die immer zu dem Inhalt der Gesänge in Beziehung stehen.
Hatten wir schon die Initialen Sattlers für die Städtechronik von Boos
bewundert, so bewundern wir hier von neuem in den Zierbuchstaben die
Phantasie und den Gedankenreichthum des Künstlers. Er weiss uns auch
immer etwas Neues zu sagen in den zweifarbigen Zierleisten, mit denen die
einzelnen Gesänge beginnen, und in den Schlusstücken, die sie beschliessen.
Und er hat dafür immer neue Formen, das eine Mal eine omarnentale
Erfindung, das andere Mal eine figürliche Scene, ein drittes Mal ein land-
schaftliches oder architektonisches Motiv. Man erkennt aus diesen Zier-
stücken, wie sich der Künstler in die Dichtung hineingelebt hat; die Helden-
sage des deutschen Mittelalters gewinnt unter seiner Künstlerhand neue
Gestalt und neues Leben.
Für die Hauptabschnitte des Gedichtes sind Bilder in der Grösse der
ganzen Seite eingefügt in farbiger Reproduction, die mit ihren kräftigen
Umrisslinien, mit den grossen farbigen Flächen und den aufgesetzten
Lichtern an die Wirkung der I-Ielldunkel-Holzschnitte der alten deutschen
Meister erinnern. In diesen grossen Bildern will der Künstler, nach den
wenigen fertigen Bildern zu schliessen, die Brustbilder der Hauptpersonen
des Nibelungenliedes, wie Siegfried und Kriemhild oder Ereignisse wie die
Meerfahrt Gunthers und Siegfrieds schildern. So schön und grossartig diese
seitengrossen Bilder auch sind, für die nahe Betrachtung beim Lesen in dem
Buche sind sie fast zu gross; es scheint mir, als ob sie über den Rahmen
der Buchillustration hinausgehen und erst in grösserer Entfernung zu der
richtigen Wirkung kommen. Doch wissen wir nicht, was uns die übrigen
Bilder, die noch folgen, bringen werden. Den vollen Eindruck werden wir ja