Melchior Lechter, Schlusstück aus M. Maeterlinck, „Der Schatz der Armen"
als ob die Augen, die an die bisherigen Schriften gewöhnt sind und Zeit
gebrauchen, sich in die anderen neuen Künstlerschriften hineinzulesen, beim
Lesen der Behrens-Schrift gar keine Schwierigkeiten haben werden.
In der Grösse, in der die Type in den beiden Darmstädter Festschriften
gedruckt vorliegt, ist sie von sehr vornehmer Erscheinung, recht für eine
Festschrift geeignet. Die Verse des Darmstädter Festspieles sind schwarz
gedruckt, dazwischen stehen in besonderen Zeilen die Namen der auf-
tretenden Personen in rothen Versalien. Die Schwierigkeit, die Namen
der Personen im dramatischen Dialog decorativ anzuordnen und aus den
Worten der Dichtung leicht kenntlich herauszuheben, ist hier mit Geschmack
gelöst. In der grösseren Festschrift ist der gleichfalls von Behrens entworfene
ornamentale Schmuck der Seiten ähnlich wie in dem früher erwähnten
Buch des Künstlers „Feste des Lebens". Die Umrahmungen, die an
Van de Veldes Decorationsstil erinnern, schliessen auch hier wieder
die beiden gegenüberstehenden Seiten zu einem Ganzen zusammen. Sie sind
braun gedruckt und ziehen die rothen Seitenzahlen in den äusseren Ecken
mit ein. Ganz vortrefflich gelungen sind die beiden ersten Seiten des Buches:
zur Linken das umrahmte Porträt des Grossherzogs von Hessen, nach
einem ausgezeichneten Gemälde von Behrens in Lichtdruck reproducirt, und
rechts von verschlungenen Linien eingefasst der klare typographische Titel.
Hier sehen wir eine glückliche Lösung, wie man Porträttafeln, die gewöhn-
lich die einheitliche künstlerische Wirkung eines Buches zerreissen, zu
dem Ganzen in Beziehung setzen kann. Die Bildtafeln sind am Ende des
Buches zusammengestellt (Abb. S. 76 und 77).
Diederichs hat es sich wieder nicht nehmen lassen, uns zuerst die
Behrens-Type in dem kleineren Grade als Werkschrift vor Augen zu führen.
Die Broschüre von Fritz Wolff „Verantwortung und Kunstkritik" (Eugen
Diederich 1901) ist mit feinem Geschmack von PoescheläTrepte in der
Schrift von Peter Behrens gedruckt worden.
Aus den besprochenen Werken und den abgebildeten Proben lässt sich
ersehen, wie viel frisches Leben die neue Kunstbewegung in wenigen Jahren