etwas Malerisches abgewinnen. Eine eigene Nische enthält neuere Arbeiten von Franz
Stuck, die aber nichts Neues bieten. Eine Variante seiner „Furien", die aber an Kraft ein-
gebüsst hat, mehrere Köpfe, denen man die Nähe Lenbachs ansieht, und eine Beethoven-
Maske, diesmal in Gips. Unter den plastischen Werken steht die marmome Nietzsche-Büste
von Max Kruse (Berlin) voran. Unheimlich wie die Möglichkeit, etwas wie ein Todtenkopf
mit gewaltigem Schnurrbart und drohenden Augenbrauen; jedenfalls ein packendes Werk.
Edmund Hellmer hat einen von vier bronzenen Figuren („Elementen") getragenen Globus
ausgestellt, der als Geschenk zu Nikolaus Dumbas siebzigstem Geburtstag bestimmt war und
nun der Bestellerin, seiner Witwe gehört. Der Künstler hat noch in keinem Werke diesen
freien, malerischen Schwung der Modellirung erreicht. Ein hübscher Einfall von Luksch
ist zu erwähnen: Porträtstatuetten in farbig glasirtem Thon, wobei die Toilettenfarben
pikant zur Geltung kommen. Eine junge Wienerin, Ilse B. Conrat erscheint zum ersten
Mal mit einer stolzen Frauenbüste von etwas erzwungenem Stil, und der grossen gebück-
ten Volltigur einer Badenden, die sie sofort als Schülerin Van der Stappens verräth, aber
gewiss von Talent zeugt. Auch das Kunstgewerbe ist reichlich vertreten. Josef Hoffmann
hat silbernes Tafelgeräth entworfen, das manches gelungene Motiv zu logischerer Bildung
unseres Esszeugs beibringt. Den zu blechrnässigen Habitus wird er wohl wieder aufgeben.
Interessant ist ferner ein Wandbehang von Edmund und Rosalie Rothansl, in der echten,
alten Gobelintechnik auf dem Handwebestuhl gewebt, wie sie durch Frau Leopoldine Gutt-
mann, Leiterin der Gobelin-Restaurirschule, wieder eingeführt worden. Überhaupt ist die
Jugend der Kunstgewerbeschule, die weibliche voran, mannigfach mit hübschen Kleinig-
keiten vertreten. Schliesslich hat man diesmal auch die Amateurphotographie zugelassen,
soweit sie künstlerische Züge aufweist, und man sieht ausgezeichnete Gummidrucke von
Henneberg, Dr. Spitzer und anderen in Wien schon wohlbekannten Namen.
AGENBUND. Diese frische, fröhliche Künstlergruppe ist nun auch in ihrem
eigenen Heim untergebracht. Hinter dem Parkring, in der Zedlitzgasse, befindet
sich eine Detail-Markthalle, und das eine Ende dieser eisernen Prosa hat der Hagenbund
in einen hübschen poetischen, in Putz durchgeführten Pavillon verwandelt. Natürlich
ist Josef Urban der Architekt. Seine rege Gabe der Erfindung und Umerfindung
bethätigt sich wieder einmal. Die Facade mit ihren vier überragenden Wandpfeilern,
den originellen Ornamentmustem für Fläche und Streifen, und der eleganten, in Holz
und Messing gleich blanken Thüre macht sich recht gut. Über der Thüre aber hat
Wilhelm Hejda eines seiner originellen farbigen Flachreliefs angebracht, das in kühnem
Grün und Gelb, mit etwas Gold und etlichen grossen farbigen Glasedelsteinen gehöht,
eine ausgiebige Plakatwirkung hervorbringt. Das Relief stellt Pallas Athene vor, in
einer Hand die Symbole ihrer Macht, darunter ein Scepter mit einer ganz famosen
goldenen, gross geflügelten Nike, den anderen Arm hegend um drei weibliche Gestalten,
die schönen Künste, geschlungen. Volk drängt sich herzu, neugierig oder theilnahms-
voll, und zwar Gestalten aus dem wirklichen Leben; sogar ein Slovake, der den Hut
zieht, und der bebrillte Professor, und der behäbige geistliche Herr, und der
junge Cavalier mit Monocle, und elegante Damen u. s. f. Es ist eine lange Procession,
die sich von hinten perspectivisch daherschlängelt, so dass man schliesslich nur noch die
vielen Füsse der Menge einen Bandstreifen um den oberen Rand der Scene bilden sieht. All
das Figurenwerk ist grün, die Luft goldiges Orange, beides dunkler und heller getönt. Die
Mischung des Materials, das schon in der Masse gefärbt und dann wohl ein dutzendmal
polirt wird, überhaupt das ganze Verfahren ist Hejdas Erfindung. Auch die Innenräume
muthen an. Der hübsche quadratische Vorraum zeigt unter anderem eichene „Fax-ketten"
als Theil der Wandbekleidung, mit grossen messingenen Reissnägeln als Zier und Halt.
Sehr hübsch sind die Gurschnefschen Meerweibchen als Thürgrilfe. Die Ausstellungs-
räume sind sehr zweckmässig und fest genug gebaut, um zwei jahre lang zu halten.
Die Verzierung klingt altwienerisch an. Die erste Ausstellung im neuen Hause ist x20