an der Rahmendecoration des in interessanten Linien geführten Bühnenausschnittes
erkennt man solche Vorbilder.
Dazu kommt noch eine sehr betonte japanische Note. Sie zeigt sich in der Vorliebe
für durchbrochenes Holzwerk, für die reizvolle Unsymmetrie der Stäbchengitter, die für
die Logenwandungen verwendet werden und variirt auch bei den Verkleidungen der Heiz-
körper wiederkehren. Ferner in dem freien Linienspiel schmiedeeisernen Bandwerks, das
maureskenartig verschlungen gewellt, als Füllung benützt wird, und wie Schmucksteine
kleine Glühbirnen in seiner Fassung trägt. Üppiger wird der Japanismus im ersten Rang.
Hier sind die Logen und ihre Vorräume mit ihren Wandfüllungen delicater Seidenappli-
cationen und Stickereien, ihren kostbaren Thürflächen aus durchbrochenem Holzlackwerk,
durch das schimmernde Lichter spielen, den tiefen Tönen tupfig bizarrer und doch in sich
ausgeglichener Teppiche, wahre Schmuckkästchen geworden, wie sie kein Theater ähnlich
aufzuweisen hat. Und wieder muss man hier - ganz jenseits aller Debatten, ob nun da
alles einwandfrei getroffen, ob sich nicht über manche Nuance streiten liesse, - rück-
haltlos anerkennen, dass ein Künstler mit ernstem Bemühen versucht hat, neue eigene
Wege zu gehen und Selbständiges zu sagen. Solchem nachzugehen und zuzuhören ist
aber stets interessant und anregend.
S! k
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Es ist immer fruchtbar, von dem Neuen seine Blicke auf die decorative Kunst der
Vergangenheit zu richten. Jedesmal sieht man wieder mit neuen Augen, mannigfache
Verwandtschaften werden klar, manches Alte versteht man aus der Betrachtung des Neuen
besser, und Für vieles Neue erhält man schärfere Gesichtspunkte aus dem Studium der
organischen Logik des Alten.
Eine sehr instructive Gelegenheit bot die Ausstellung der älteren deutschen Bauern-
schmucksachen, die im Museum für deutsche Volkstrachten stattfand und übersichtlich
landschaftlich eingetheilt war.
Der Ethnograph und der Culturhistoriker, auch der Geschmackspsychologe fand
hier ein reiches Feld. Zu bewundern war an den meisten dieser Stücke die einfache, stolze
Sicherheit der Verwendung kostbaren Materials, ohne im mindesten in Prahlerei zu verfallen,
Die wuchtigen Formen der grossen Kopfschmuckstücke, die in der friesischen Abtheilung
auffallen, sind mit solchem Proportionstakt gebändigt, dass man an die künstlerischen
rusticalen Arbeiten der englischen „Arts and Crafts" denkt. Überhaupt gibt es eine Menge
Anklänge. Ashbee'sche Specialitäten fallen einem vor den Vitrinen Holsteins ein, die
Gürtelschnallen und Miederplatten aus mattgrauem rauhliächigem Silber zeigen mit rothen,
grünen und blauen Steinen illuminirt, auch grosse gebuckelte und gehämmerte Silberknöpfe,
_ deren Grau mit Steinen farbig belebt wird. Auch die in der modernen Juwelierkunst so
beliebte Durchbruchtechnik, die Wirkung unterlegter Metallgespinste hat hier ihre Ahnen.
Und ebenfalls haben sie die modernen Ketten, die ihren Reiz in der fahlen Tönung und der
Besonderheit der Glieder suchen. Jede mondäne Frau hätte sich sicher gern die alte
Schweizer Kette umgethan, deren Glieder sehr zierlich und apart ausgeschnittene ovale
Goldplättchen bildeten. Eine übersichtliche Auswahl gab es ferner in goldenen und silbernen
Bauernringen. Auch sie sind lehrreich darin, wie ihre oft massigen Formen zu ruhiger
Gliederung ausgeglichen werden; wie der schxnälere Reif sich organisch mit starker
Betonung des Klammernden und Haltenden zu dem breiten Mittelstück auswächst und
das Ganze wirklich ein Zeichen vollendet in sich geschlossener Einheit ist.
Solche Anregung konnte eine moderne Schmuckausstellung nicht geben, lehrreich
war aber diese Collection von Arbeiten des Pariser Nau-Yhan auch. Seine bei Schulte
aufgebaute Vitrine zeigte, welch Zerrbild aus Laliques Kunst in den Händen eines
Dilettanten werden kann und welche Geschmackwidrigkeiten auch in Paris möglich sind.
Ein zoologischer Juwelier producirt sich hier, der mit Eulen, Störchen, Fröschen, Adlern,
Schwänen ein rohes naturalistisches Nachbildungsspiel in Silber und Gold treibt, dabei
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