wärtige Schaffen grosse Anforderungen stellt, so ist es
mir dennoch im verflossenen Jahre durch besonders
günstige Umstände gelungen, eine ganz stattliche
Anzahl sehr wertvoller und seltener Stücke des älteren
Kunstgewerbes zu erwerben.
Als Glanzpunkt dieser Erwerbungen ist der auf
Seite x54 in Abbildung wiedergegebene gothische
Tisch anzusehen, dessen kurze Beschreibung hier
folgen möge.
Der Tisch ist aus Lärchenholz angefertigt,
076 Meter hoch, seine vorspringende Platte ist
rog Meter lang und (T92 Meter breit. Die Zarge, wie
die beiden durch zwei Querbalken verbundenen Stütz-
bretter sind mit geschnitztem Flachomament
geschmückt. Jedes der beiden Stützbretter enthält in
der Innenseite unmittelbar unter der Zarge einen Falz,
in welchem eine, jetzt fehlende, Schublade hing.
Ebenso fehlt der Eisenbeschlag, der, wie noch an der
Innenseite der aufklappbaren Tischplatte und an einem
Einschnitte der Zarge ersichtlich ist, aus zwei Bändern
und einem Schlosse bestanden hat.
Der Tisch wurde in Zuz im Engadin in einem
Hause, das selbst noch mittelalterliche Spuren aufweist,
erworben, und die etwas später in einem der Ver-
bindungsbalken eingeschnittenen Buchstaben C P
dürften dem Localhistoriker vielleicht zu weiteren
Forschungen Anlass geben. K. Lacher
., WIEN. ERWERBUNGEN DER KAISER-
ß LICI-IEN SAMMLUNGEN IM JAHRE xgox.
standspiegelaus Athen Der Gepiiogenheit früherer Jahre folgend, wird im
Nachstehenden eine Übersicht derjenigen Zuwendun-
gen oder Erwerbungen der kaiserlichen Sammlungen gegeben, welche künstlerisches oder
kunstgewerbliches Interesse bieten.
Der ÄGYPTISCHEN SAMMLUNG kam im Jahre 190i ansehnlicher Zuwachs
sowohl durch Ankäufe wie durch Geschenke zu. Unter ersteren zeichnet sich ein trefflich
erhaltenes, reich bemaltes pylonenförmiges I-Iolzkästchen für Todtenliguren aus, aus der
Epoche der 20. bis 24. Dynastie. Zu erwähnen ist ferner die Mumienmaske eines jungen
Mannes aus Oberägypten, römischer Zeit angehörig, das Gegenstück der im Jahre 1900
erworbenen weiblichen Maske. Höchst wertvolle kleinere Objecte enthält das Legat des
x8g7 verstorbenen k. und k. Legationsrathes Dr. James Camille Samson, so eine sehr sorg-
fältig bemalte Grabfigurine aus der Zeit Ramses'IV., versehen mit dem Texte des sechsten
Capitels des Todtenbuches; eine schöne Bronzeiigur des ägyptischen Heilgottes Imhotep,
der einen entrollten Papyrus auf seinen Knieen hält; in seinen Augen sind die Reste der
Silberincrustation erkennbar; eine zweite Bronzestatuette des Horus aus dern alten
Bubastis, geschmückt mit der rothen Krone von Unterägypten; eine dritte der Nit (Neith)
aus saitischer Zeit (circa 650 v. Chr.) mit goldenen Augen. Ein ungewöhnlich sorgfältig
gearbeitetes Object ist ein Ura-Auge aus Gold, von dem die Vorderseite die Sonne, die
Rückseite den Mond andeutet, mit einer Bordüre von feinstem Flechtwerk. Weitaus das
prächtigste Stück unter den Erwerbungen des letzten Jahres ist die vom Generaldirector
Dr. Hugo Müller in Görz gewidmete Mumie aus der 27. Dynastie, die er selbst auf der Nil-
insel Mahita unweit Assouan ausgraben liess. Sie ist von tadelloser Erhaltung und höchst
discreter und harmonischer Farbenwirkung.