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sein scheint. Eine blonde männliche Porträtstudie
von ]oanovits ist ein Kapitalstück von energischem,
tonigem Vortrag. An Energie lässt es auch Temple
(Kundmann und andere) nicht fehlen, wogegen
Isidor Kaufmann in kleinem Format zwei alte
Herren mit äusserster Durchdringung der Detail-
form hinmikroskopiert. Unter den norddeutschen
Porträts geben die von Hans Fechner den Ton an.
Mephisto ist bekanntlich dieses trockenen Tones
schon satt. Sachlichkeit ist vorhanden, Farbigkeit
fehlt. Diese Porträts haben keine Stimmung. Zwar
wird auch die farbige Erscheinung sorgsam angedeu-
tet, wie in der Blondheit und Helläugigkeit des deut-
schen Kronprinzen; aber sobald der Künstler ins
Luftigere gehen will, wird er Hau. So namentlich
auch in dem Porträt des verstorbenen Grossherzogs
Karl Alexander von Sachsen-Weimar. Besser ist er,
wo er anspruchslos sein darf, wie in dem Sitzporträt
unseres Passini. Unter den Franzosen gibt es nur ein
gutes Porträt, von Bon-
nat, der seinen Freund
Robert-Fleury als eine
Art schwärzerer Rem-
brandt hinfrottiert hat;
der breit im Ton heraus-
gerissene Kopf ist vor-
trefflich. Dagegen hat
Lefebvres Sitzbild des
Herrn Corroyer, in der
Art Bonnats, wenn er halbamtlich wird, nur eine trockene
Sauberkeit. Auffallend ist ein grosses Porträt Carmen Sylvas,
vom alten Lecomte de Nouy, der die königliche Dichterin
darstellt, wie sie die Muse der Dichtung in Privataudienz
empfängt. Man staunt, dass noch heute ein so uraltes vieux jeu
4 auch in der Malweise - möglich ist. Bemerkenswert ist
schliesslich Therese Schwarze (Amsterdam), die mit gewohnter
Wucht den Burendelegierten Wolmarans abkonterfeit hat. Das
Bild erinnert durch seine pechige Schwärze und die massive
Charakteristik an das gewaltige Joubert-Porträt der Künstlerin,
das in Paris den Clou der holländischen Abteilung bildete.
Ein Blick auf die Wiener Genre- und Landschaftsmalerei
gestattet einige plötzliche Aufschwünge zu signalisieren. Man
ist angenehm überrascht, wie Ferdinand Brunner in seinen Land-
schaften ein scharfes Grün und ein kühles Grau zu sehr eigener
Stimmung zu paaren weiss. Der einfache Stil dieser Bilder mit
ihrem betonten linearen Element lässt Karlsruher EinHuss
erkennen. Ein neu hervortretendes Talent ist auch Karl Köster
in Klausen (Tirol), dessen saftig hingestrichenes Entenbild mit
zwei beschatteten und einem besonnten Drittel eine Fleckwir-
kung von durchschlagendem Weiss erzielt. Moderne Innerlich-
keit haben Zewy („Blumen in der Au"), Kinzel („Kartoffelernte"
und „Am Gartenzaun") und die violettrostbraunen Waldhügel
Atelier des Österreichischen Museums,
Laterne, ausgeführt von jul. Domonkos
Österreichischen
Museums, Lampe, Kupfer, aus-
geführt von Matthias Toman
Atelier des