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günstige, dass sich Seine Exzellenz der Herr Minister für Kultus und Unterricht Doktor
Ritter von l-Iartel bestimmt fand, die Wiederholung derselben für das Jahr 1902 im
grösseren Masstabe in Aussicht zu nehmen.
Es ist bei allen drei Veranstaltungen klar hervorgetreten, dass nur auf diesem Wege
der angestrebte Zweck rasch und sicher erreicht werden kann, und dass die eingeleitete
Reforrnarbeit auf dem wichtigen Gebiete des kunstgewerblichen Zeichen-, Mal- und
Modellierunterrichtes auf gute Grundlagen gestellt wurde. Hervorzuheben ist noch, dass
die Resultate der Kurse schon jetzt in den bemerkenswerten Fortschritten der Schüler-
leistungen einer Reihe von einschlägigen Schulen zutage treten.
QFRAT V. STORCK. Am 27. März 1902 starb in seinem Künstlerheim
auf der Hohen Warte der ehemalige Direktor der Kunstgewerbeschule des
k. k. Österreichischen Museums für Kunst und Industrie Hofrat Josef Ritter v. Storck.
Storck wurde am 22. April 1830 zu Wien geboren. Ursprünglich zum Blumenmaler und
Manufakturzeichner bestimmt, war er zunächst Schüler Wegmayrs, Bongiovannis und
Grubers. Im Jahre i847 in die Akademie eingetreten, erhielt er bereits 1849 drei erste
Preise für Arbeiten in dem Fache der Ornamentik und der Blumenmalerei. Seine Arbeiten
erregten die Aufmerksamkeit der Professoren Van der Nüll und Siccardsburg, deren
Schüler er hierauf an der k. k. Akademie der bildenden Künste wurde. Im Atelier seiner
Lehrer und unter ihrer Leitung war er hervorragend an der inneren Ausschmückung der
Alt-Lerchenfelderkirche und bei der Innendekoration der Ruhmeshalle im Arsenale
beschäftigt. Eine ausserordentlich reiche Gelegenheit zur Entfaltung seines dekorativen
Talentes bot ihm der Bau des neuen Opernhauses, auf dessen Innendekoration er mass-
gebenden Einfluss nahm und den er nach dem Tode Siccardsburgs und Van der Nülls
mit seinem Kollegen Gugitz vollendete. Die Mappen der I-Iandzeichnungen des Österrei-
chischen Museums enthalten manche Aufnahme hervorragender Gegenstände, die Storck
als Zeichner und Korrespondent dieses Institutes damals angefertigt hat und die den
brillanten Zeichner aus der Schule Van der Nülls zeigen.
Den Lehrberuf begann Storck bereits x855. Er hatte während der Abwesenheit
seines Meisters Van der Nüll, der als österreichischer Regierungskommissär und als Jury-
mitglied der Weltausstellung in Paris weilte, diesem an der Akademie in Wien zu
supplieren. Im September x856 übernahm er, neben seiner Tätigkeit im Atelier Van der
Nülls, die Stelle eines Zeichenlehrers an der vom Niederösterreichischen Gewerbevereine
geleiteten Zeichenschule, und vom Beginne des Schuljahres x862f63 ab leitete er in der
Stellung eines Supplenten selbständig den Unterricht im „Freien Handzeichnen nach
Gipsabgüssen architektonischer und dekorativer Details" an der Akademie der bildenden
Künste, zu deren wirklichem Mitgliede er inzwischen ernannt worden war, bis zum
Jahre x866. Zu dieser Zeit wurde ihm die Dozentur für Ornamentik und Ornamenten-
zeichnen an dem k. k. polytechnischen Institute übertragen, die er bis zum Jahre 1877
innehatte. __
x868 erfolgte die Gründung der Kunstgewerbeschule des k. k. Osterreichischen
Museums, an die Storck damals als Professor berufen und deren Einrichtung und Leitung
ihm zunächst übergeben wurde. Abwechselnd mit Laufberger, Sturm und Rieser führte
Storck auch zu wiederholtenmalen das Direktorat dieser Anstalt, bis er im Jahre 188g,
bei der Reorganisierung der Kunstgewerbeschule, zu deren ständigem Direktor ernannt
wurde. Im Jahre x899 trat Storck nach mehr als 3ojähriger Tätigkeit im Lehramte in
den Ruhestand.
Storcks Tätigkeit auf den verschiedensten Gebieten fand während dieser langen
Zeit mancherlei Anerkennung. Er wurde zum Regierungsrate, später zum Hofrate
ernannt und in den österreichischen Ritterstand erhoben. Die Stadt Wien ehrte ihn durch
die Verleihung des taxfreien Bürgerrechtes. An Auszeichnungen besass er das Komtur-
kreuz des Franz Josef-Ordens mit dem Stern und den Orden der Eisernen Krone