Art war bisher noch völlig unbekannt und ihr Auftreten wird um so interessanter, als sie in
bedeutender Weise uns die Technik des blühendsten Zweiges griechischen Kunstgewerbes
beleuchtet.
Das betreffende Gefäss ist attischen Ursprungs und gehört der Zeit der letzten jahr-
zehnte des V. Jahrhunderts vor Christi an. Als sein Maler galt bisher Enthymides, doch
bringen einzelne technische Eigentürnlichkeiten
der Malereien diese Annahme ins Schwanken.
Jener Bildabdruck, der hier in einer Skizze
beigegeben ist, befindet sich ausserhalb des Vasen-
bildes in dem schwarzen Firnisgrund und wirkt wie
ein zart angehauchtes photographisches Negativ.
Die Entstehung des Abdruckes ging im Brennofen
vor sich, indem die Vase zum Teil auf der Malerei
einer anderen Vase auflag und überdies von der ent-
gegengesetzten Seite während des Brandes einem
ziemlich heftigen Drucke durch den Körper einer
dritten Vase ausgesetzt war, einem Drucke, der
sich auf unserer Vase durch eine starke mulden-
förmige Einquetschung zu erkennen gibt. Während
des Brennens färbte nun der Fimis an der Berüh-
Bildabdruck auf der Pelik: Nr. 333 der rungsstelle mit der anderen Vase ab, und zwar ver-
Sammlung des ÖS'""iChiSCh"'M'-'S'"'"S schieden ä je nach dem roten oder schwarzen
Ton der aufliegenden Bildfläche; dazu liessen noch
die hochaufgetragenen Konturen jenes Bildes entweder scharfe Eindrücke zurück oder
sie blieben auch teilweise an unserem Gefäss haften.
Aus dem Ganzen ergibt sich die absolute Gewissheit, dass erstens die griechischen
Vasen nicht einzeln, sondern in Mengen gebrannt wurden, zweitens dass sie in noch
feuchtem Zustande bemalt und ebenso auch in den Brennofen eingesetzt wurden. Da nun
aber der Ton bald der Trockenheit anheim fällt und dann zerbröckelt, müssen die einzelnen
Vasenbilder in nur wenigen Stunden entstanden, das heisst, mit geradezu erstaun-
licher Raschheit gemalt worden sein.
Auf Grund einer ähnlichen Tatsache (Abdruck von ein paar Spirallinien), die ich in
der Münchener Sammlung wahrnahm, stellte ich die Vermutung auf, dass die Gefässe wie
in der hier beigegebenen Skizze, im Brennofen aufeinander lagen. Die Vase des Öster-
reichischen Museums bestätigt diese Vermutung in glänzender und unwiderleglicher
Weise. Karl Reichhold
ÜDERNE GLÄSER. Das nordböhmische Gewerbemuseurn in Reichenberg
bildet naturgernäss den kunstwissenschaftlichen Stützpunkt der böhmischen Glas-
industrie und sein Direktor Dr. Gustav E. Pazaurek stand somit in erster Linie, wenn
es galt, für Sponsels Monographien des Kunstgewerbes das moderne Glas zu bearbeitenf
Das interessante Thema konnte in sehr verschiedener Weise durchgeführt werden. Man
konnte den Stoff nach Ländern scheiden und innerhalb dieser geographischen Anordnung
die führenden Meister und wichtigsten Gattungen durchnehmen; man konnte mit Rücksicht
auf den internationalen Zug, der die gegenwärtige Produktionsweise beherrscht und dahin
führt, dass jedes gewinnbringende Genre alsbald fast allerwärts imitiert wird, bloss nach
führenden Typen vorgehen und diese ihrem Wesen nach technisch und künstlerisch
analysieren, man konnte ferner die Technik, die gerade beim Glase von ausschlaggebender
Bedeutung für die künstlerische Durchführung ist, zum Stützpunkte Für die Gruppierung des
' Dr. G. Pazaurek, Moderne Gläser. Mit 4 farbigen Beilagen und 14g Abbildungen. L. Sponsel. Monv-
graphien des Kunstgewerbes. Gr. B". VI, x33 S. Leipzig, H. Seemann Nachf. xgoz.