„Stilfragen" auf ihr bescheidenes Mass von Giltigkeit eingeschränkt worden. Gerechte
Würdigung linden die Verdienste Lobmeyrs, dessen Wirken aber nicht durch den
konservativen Geist charakterisiert wird, wie der Verfasser meint, sondern vor allem
dadurch, dass er in seiner Glanzperiode mit ganz ungewöhnlicher Beharrlichkeit die
besten, verschiedensten und fortgeschrittensten künstlerischen Kräfte Wiens seinen
Absichten dienstbar zu machen verstand. Nicht unberechtigt scheint uns die Polemik
gegen die neuen Formen des I-Iohlglases für Tisch und Tafel, und sehr beachtenswert
der Hinweis auf die Notwendigkeit einer Verbesserung bei den Maschinen zum Glas-
schneiden.
Den Ausdruck „Träneniläschchen" sollte man auch so nebenher heute nicht mehr
gebrauchen. An anderer Stelle kann die scheinbare Identifizierung von gekugeltem und
brillantiertem Glase zu Irrtümern Anlass geben. J. F-s.
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UBER PORZELLAN. Die von Zobeltitz herausgegebene Sammlung illustrierter
Monographien hat kürzlich durch das von Georg Lehnert bearbeitete Kapitel
„PorzellarW eine Bereicherung erfahren, die vielen willkommen sein wirdü" Mit dem zu-
nehmenden Interesse weiter Kreise der Gebildeten für die gewerblichen Künste in ihrer
historischen Entwicklung ist eine kunstgeschichtliche Literatur ganz eigener Art entstan-
den, die einerseits nichts gemein hat mit den vortrefflich gearbeiteten wissenschaftlichen
Handbüchern vergangener Dezennien, die eine rühmliche Spezialität der deutschen
Gelehrtenliteratur bilden, und anderseits auch mit der engeren fachwissenschaftlichen
Disziplin in sehr losem Zusammenhange steht.
Einer solchen für uns Deutsche wenigstens neuartigen Literatur gegenüber darf
auch der Standpunkt der Kritik nicht der alte bleiben. Der Vorwurf der Oberflächlichkeit,
wie der Lückenhaftigkeit hat in diesem Falle keine Berechtigung und ebensowenig machen
solche Arbeiten Anspruch auf Selbständigkeit. Sie erfüllen ihren Zweck, wenn sie das
grosse Publikum in einer nicht allzu trockenen und pedantischen Weise mit den Haupt-
ergebnissen, wie sie in zahlreichen wissenschaftlichen Untersuchungen niedergelegt sind,
bekannt machen, und auf möglichst mühelose Weise einen allgemeinen Überblick ver-
mitteln. Wie weit der Verfasser dabei ins Detail gehen will, bleibt seinem Takt und
Geschmack überlassen. Dass die Kenntnisse, die sich jemand aus einem derartigen Schrift-
chen holt, bisweilen eine fatale Ähnlichkeit mit jener „Bädecker-Weisheit" haben, die der
Wissende mit leisem Lächeln begleitet, wird auch jenen nicht verborgen bleiben, welchen
Lehnerts Buch die Welt des Kaolins zum erstenmale erschliesst. Der einzige Zweck eines
solchen Schriitchens kann nur der sein, einen Vorgeschmack dessen zu vermitteln, was
sich auf einem bestimmten kunstgewerblichen Gebiete bei näherem Eingehen an Anregung
und Belehrung holen lässt. Es erreicht ihn in vollem Masse, wenn es mit solcher Umsicht
und Sachkenntnis verfasst und gleichzeitig so reichlich mit Abbildungen ausgestattet ist,
wie es die von Zobeltitz herausgegebene Sammlung illustrierter Monographien tatsächlich
ist. Was in diesem Falle noch besonders zu loben ist, das ist die Hereinziehung der
modernen und modernsten Leistungen, ein Umstand, der Lehnerts Arbeit auch für den
Fachmann zur willkommenen Gabe macht. Das Bestreben, durch eingestreute Witze und
geistreich sein sollende Bemerkungen von recht zweifelhaftem Werte dem Texte eine
besondere Würze zu verleihen, ist dagegen eine Beigabe auf welche wohl jeder geschmack-
volle Leser zu Gunsten einer grösseren Anzahl tatsächlicher Mitteilungen gern verzichtet
hätte. J. F-s.
EXLIBRIS. Als vierter Band der von H. v. Zobeltitz herausgegebenen „Illustrierten
Monographien" (Verlag von Velhagen ä Klasing, Bielefeld und Leipzig) erschien
soeben „Exlibris" von W. Zur Westen. Das Buch spricht in gefälliger Weise über den
" Lehnen G. Das Porzellan. Mit 260 Abbildungen zum Teil in Buntdruck. Sammlung illustrierter
Monographien, herausgegeben von H. v. Zobeltitz. Gr. 8'. x52 S. Leipzig, Velhagen ü Klasing rgcz.