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Volltext: Monatszeitschrift V (1902 / Heft 5)

Darstellung der Trinität aus 
Suppl. gr. 52 (XII. Jahrhundert) : 
Gott Vater mit dem Sohne auf 
dem Schosse, dieser die Taube 
in den Händen haltend, in kreis- 
runder Umrahmung; diese 
wieder umgeben von Chören 
der Engel, unten von Cheru- 
bim, Seraphim und Thronen, 
letztere als rote Flügelräder 
unmittelbar unter dem Schemel, 
auf dem die Füsse von Gott 
Vater ruhen, symbolisieret; es 
sei daran erinnert, dass auch 
in der Wiener Genesis bei der 
Darstellung der Vertreibung 
des ersten Menschenpaares 
aus dem Paradiese an der 
Pforte desselben ein rotes 
Rad angelegt ist. Diese Trini- ,  , 
täts-Darstellung ist typisch I A HEvangeliar (SuppL g; so.) 
geworden, ebenso wie die 
sogenannten Kanonesbogen, welche bei den Evangeliaren (nicht allein beiden 
griechischen!) die einleitenden Evangelienkonkordanzen umschliessen. Die 
Flächendekoration ist mannigfach variiert worden; sowohl bei den Kopfleisten 
wie bei den Kanonesbogen zeugt der ornamentale Schmuck von feiner Farben- 
empfindung. Abgesehen von schematischen Zierstücken erscheinen auch 
wohldurchdachte Allegorien, wie zum Beispiel auf dem aus Suppl. gr. 6, Bd. 1 
(XI. Jahrhundert) reproduzierten Blatte. Vier Perlhühner, die aus demselben 
Napfe ihr Futter holen, bedeuten wohl die vier Evangelisten, die aus 
derselben Quelle schöpfen. 
Diese Freiheit in Einzelheiten alteriert jedoch nicht das allgemeine Urteil, 
das wir über das starre typische Gepräge der byzantinischen Buchillustration 
fällen müssen. Man vergleiche die beiden Reproduktionen der Matthäusbilder 
aus den griechischen Evangeliaren (Suppl. gr. 50', X. Jahrhundert; Theol. 
gr. 154, aus dem XI. Jahrhundert). Der Evangelist wird schreibend 
dargestellt, sein Kopf im Dreiviertelprofil; der Sessel mit oder ohne Lehne, 
unter den Füssen liegt stets ein Bänkchen, auf dem rechts befindlichen 
Schrank, dessen aufragende Säule ein Pult trägt, das Schreibgerät und an 
einer Seite der Schlüsselbund. Die Darstellung ist von einem viereckigen, 
ornamental verzierten Rahmen umgeben. Es hält nicht schwer, das Wesent- 
liche dieses Schemas ein halbes Jahrtausend vorher, in den Bildern des 
sitzenden - allerdings nicht, wie auf unseren Darstellungen, mit Schreib- 
arbeit beschäftigten H Dioskorides in der oben besprochenen Wiener Hand- 
  
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