bestätigt finden. Künstle-
risch relativ am meisten
hervorragend ist ein Exem-
plar der Lobgedichte auf
das heilige Kreuz, die Hra-
banus Maurus, den „Prac-
ceptor Germaniae", zum
Verfasser haben. Die Hand-
schrift (cod. 652) ist aller
Wahrscheinlichkeit nach
zwischen den Jahren 831
und 840 aus der Schreib-
schule des Klosters Fulda
hervorgegangen. Die hier
reproduzierte Probe zeigt,
auf welchem Punkte sich
die figurale Kunst selbst
an einer Blütestätte deut-
scher Buchmalerei befand.
Die Bewegung ist unge-
lenk, die Proportionen der
einzelnen Gliedmassen sind
nicht beobachtet, sämmt-
liche Köpfe sind fast en face
dargestellt; immerhin be-
merkt man ein gewisses
Streben, zu charakterisieren
und zu individualisieren,und dieAbsicht, den damals schonberühmten Verfasser
des Buches in möglichst bescheidener Haltung zu zeigen, ist unverkennbar.
Tief führt uns das Bild in das Geistesleben jener Zeit ein. Hrabanus
Maurus war zusammen mit seinem Freunde Hatto von Abt Ratger aus
Fulda nach Tours geschickt worden, um dort zu studieren. Des Hrabanus
Maurus Lobgedichte auf das heilige Kreuz, ein, wie die vielen alten Kopien
zeigen, schon frühzeitig verbreitetes Werk, wurden 806, zweijahre nach dem
Tode Alkuins, vollendet. Das Widmungsblatt stellt sich also eigentlich als
Ehrendenkmal dar, das mit den chronologischen Daten einigermassen will-
kürlich schalten darf. Der junge Hrabanus, von Alkuin (der seinem Schützling
den rechten Arm um den Hals legt) empfohlen, bringt einem Bischofe,
der segnend seine Rechte emporhält, sein Werk dar. Dieser Bischof ist
nicht, wie eine späte Hand auf dem Wiener Manuskripte irrig bemerkte,
Otgarius, Bischof von Mainz, sondern vielmehr (nach der genuinen, in einer
vatikanischen Handschrift des Werkes enthaltenen Aufschrift) der heilige
Martin von Tours. So hat Hrabanus Maurus, der nicht bloss auf das geistige
Leben des Klosters Fulda, sondern auch in weiterem Umkreise auf die
Lateinisches Evangeliar (cod. 1224)
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