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fullscreen: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XIX (1884 / 225)

Der Arbeitgeber leidet darunter eben so snhwer wie der Arbeiter selbst. Volks- 
wirthschaftliche und social-politische Rncksichten von größtem Gewichte lassen daher 
eine Besserung dieses Zustandes unerlässlich erscheinen. Das Uebel ist ein Product zahl- 
reicher, zum Theile außer Verschulden der gegenwärtigen Generation liegender, meist 
von sehr langer Hand her wirkender Factoren. Die Besserung kann also-nur schrittweise 
und nllmälig eintreten und ist in der Hauptsache wohl nur ducch eine entsprechende 
Heranbildung der Bevölkerung zu intensiverer, energiscberer Arbeitsleistung zu erreichen. 
Die Abriehtung des jugendlichen Arbeiters in der Werkstätte und der Fabrik 
vermag Manches zu leisten. Es ist daher anlässlich der Berathung der Gcwerbeordnungs- 
Novelle allseitig zugegeben worden, dass hier auch im Wege der Gesetzgebung fördernd 
eingegriffen werden muss. Aber einmal lasst sich die Werkstätte in ihrer erziehlichen 
Mission schwer überwachen, und sodann ist -der narhate-Erfolg schondarurn rein zweifel- 
hafter, weil ja der lehrende Theil eben auch an jenen Mängeln leidet, deren Behebung 
durch seine Einwirkung angestrebt werden soll. 
Dem Unbefangenen war es daher seit jeher klar, dass der Schule hier die wich- 
tigste Mission zufallt; direct, mit specifischer Bezugnahme auf bestimmte Gewerbs- 
zweige, der Fachschule; indirect den allgemein bildenden Schulen, insbesondere 
also auch der Volksschule. 
Die trefflichen und nachhaltigen Erfolge des praktischen fachgewerblichen 
Unterrichtes kennen wir aus eigener Erfahrung. So überaus schatzenswcrth diese 
Erfolge sind, so berühren sie doch ein relativ geringes Gebiet der gesarnmten gewerb- 
lichen Production unserer ausgedehnten Lande. Es ist eine verhaltnissmaßig "kleine Zahl 
tüchtigerer Arbeiter, die da erzogen wird. Und wenn sie auch {im praktischen Leben als 
Lehrherren in der Werkstätte für weitere Kreise wirken, die allgemeine Verbßserung 
der Arbeiterqualitat wird auf diesem Wege, wenn überhaupt, so jedenfalls nur überaus 
langsam erreicht werden! 
Wie auf allen Gebieten, so fällt, wie gesagt, auch hier den allgemein bildenden 
Schulen, zunächst also der Volksschule, ein großer Theil jener Aufgabezu. Die 
wittlich-religidse Erziehung: , die Ausstattung des Kindes nmit den zur weiteren Aus- 
bildung fur das Leben erforderlichen Kenntnissen und Fertigkciten- f) -wird auch, wenn 
richtig erfasst, dahin abzielen müssen, die Arbeitslast in dem Kinde zu wecken, die etwa 
bestehende lndolenz zu bannen, das Kind zu energischer Anspannung aller moralischen 
und physischen Krafte bei Erfüllung jeglicher übernommenen Verpflichtung zu gewbhnen 
und somit die Vorbedingung für dessen Ausbildung zu einem tüchtigen Arbeiter, gleich- 
viel auf welchem Gebiete geistiger oder mechanischer Production, zu schaffen. 
Dass dies ein Zielpunkt der VoLkserziehung, somit auch eine der wichtigsten Auf- 
gaben der Volksschule sei, wird wohl von Jedermann unbedenklich zugegeben werden. 
Zweifelhaft ist nur und vielfach bestritten, ob an der Volksschule dieses Ziel auch 
durch directe Mittel, also durch Unterweisung der Kinder in gewissen Handfertigkeiten, 
angestrebt werden soll. 
Ueber diese Frage wird lebhaft gestritten, bei uns wie überall, jetzt wie zu 
allen Zeiten. 
Der energische und schneidige Anstoß, den der hochverdiente Director des Oasterr. 
Museums für Kunst und Industrie, Hofrath R. v. Eitelberger, vor einigen Jahren gegeben, 
um diese Frage bei uns in Fluss zu bringen; die Versuche, welche an der Burgerschule 
am Neubau praktisch und mit erfreulichem Erfolge gemacht wurden; das Streben einiger 
Männer, diese Versuche zu erweitern, wofür in letzter Zeit Manches in Wort und Schrift 
geschah, - all' dies brachte es zu Wege, dass man sich auch bei uns in weiteren Kreisen 
mit diesem Gegenstande befasst, und es erscheint dringend erwünscht, dass diese Fragen 
recht lebhaft und von verschiedenen Standpunkten in Discusaion gezogen werden. 
Hier ist nicht der Ort, diese Angelegenheiten von ihrer didaktischen Seite gründ- 
lich zu erörtern und mit den Pädagogen vom Fache, mit den Schulgelehrten, den Kampf 
aufzunehmen. Solches schickt sich für den Laien am allerwenigsten. Nur die Anregung 
zu allseitig objectiver Behandlung dieseLAngelegenheit im Hinblick: auf ihre eminente 
volkswirrhschaftliche und socinl-politische Bedeutung sollen diese Zeilen geben. 
Eines möchte tnir aber doch gestattet .sein gegenüber den Herren Schulmannern 
von der strengsten Observanz, zu bemerken, dass der Volksschulunterricht allemal auch 
auf die Beibringung gewisser Fertigkeiten hinzielt; dass der  l unseres Volksschul- 
Geutzes, wie schon oben erwähnt, die Ausstattung des Kindes wrnit den für's Leben 
erforderlichen Fertigkeitem als eine bderiilauptaulgaben der Volksschule bezeicbnll; 
dass Zeichnen und Turnen Lehrgegenstande der Volksschule sind, wobei es eben auf 
 
')  r des Volksschul-Gesetzcs.
	        
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