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Volltext: Monatszeitschrift V (1902 / Heft 6 und 7)

kenntlichen Einfluss gemalt worden sei. Der Vergleich der Bilder dieser 
Handschrift mit dem einen, eine solche Ausnahmsstellung einnehmenden 
Blatte des Manuskriptes 1840, ergibt nun die Tatsache, dass sie unter dem 
Einfluss derselben Werkstätte entstanden sind. Darauf weist nicht nur 
im allgemeinen die grosse Ähnlichkeit der Konzeption, sondern auch völlige 
Übereinstimmung in Einzelheiten hin, wie namentlich der Vergleich der 
entsprechenden Darstellung (Verkündigung) des cod. 1855 (Fol. 25 b) lehrt. 
Besonders auffällig ist die ganz gleichförmige Darstellung der Flügel des 
Engels Gabriel, die an den Ansätzen beiderseits weiss, in den Ausläufern mit 
Gold und Pfauenaugen-Mustern versehen sind; ferner die gleichen Muster 
der Gravierung des (goldenen) Nimbus der Marienköpfe, Blatt 27 der Hand- 
schrift 1840 ist freilich die minder gelungene Nachbildung. Durrieu hält dafür, 
dass die übrigen Bilder von der Hand des vielfach tätigen Miniaturisten 
Jacques de Besancon stammen. Dann ist natürlich die Vermutung, dass der 
auf Blatt 130 genannte Johannes Parvi (Jean Petit), der früher als Meister 
jener Miniaturen galt, das Manuskript illuminiert habe, hinfällig. 
Das neben dem mehrfach erwähnten Blatte 27 reproduzierte Bild (26 b) 
zeigt den Unterschied, der diesen Meister von der Schule trennt, aus der 
die Illustrationen zu cod. I855 und Blatt 26b unserer Handschrift hervor- 
gierigen: er erstreckt sich auf Umrahmung sowie Vortrag und Kolorit (beide 
viel ruhiger). Bei der Architektur erscheint die graue Steinfarbe; die Vor- 
würfe sind, wie gerade Blatt 26 b bestätigt, mit Würde behandelt. Während 
Papst Gregor mit zwei Geistlichen eine Messe liest, erhebt sich Christus, von 
einem Engel gestützt, aus dem Grabe. An den Wänden sind Gegenstände, 
die sich auf die Passion beziehen, angebracht; auch Hahn und Würfel fehlen 
nicht? In den kreisrunden Medaillons links und auf dem unterenRande Gruppen 
von Geistlichen und Laien im Gebete. Als charakteristische Probe sowohl 
für die prachtvolle Randornamentation, wie für die tiefe Auffassung 
figuraler Darstellung, die denselben Meister (also, wie Durrieu will, Jacques 
de Besancon) auszeichnet, diene eine Abbildung des Blattes 18b mit der 
überaus sinnig dargestellten Maria, die das Jesuskind küsst, während auf 
dem das Kniestück umgebenden blauen Grunde zarte, auf der Reproduk- 
tion leider nicht genau zu unterscheidende Engelsköpfe erscheinen. Dasselbe 
Motiv - bewegte Gestalten in mattem Weiss auf blauem Grunde - hat, 
wie wir bereits sahen, in den mächtigen Initialen des Evangeliars des 
Johannes von Troppau reiche Anwendung und Entwicklung erfahren. 
Ornamentation von grosser Feinheit und rein französischem Geschmacke 
findet sich auch in einem kleineren, aus der ersten Hälfte des XV. Jahr- 
hunderts stammenden französischen Gebetbuche (cod. 2655, vgl. Waagen 
II, 75). In den Randverzierungen und Initialranken erscheinen Blätter und 
' Eine prächtige, sich freilich nicht in so vielen Einzelheiten ergebende Darstellung der Messe des 
h. Papstes Gregor, dem in wunderbarer Vision beim Messopfer der vom Kreuz hersbgestiegene Heiland erschien 
f einer der beliebtesten Vorwürfe der christlichen Kunst - fmdet sich auch in dem noch später zu besprechen- 
den Gebetbuch Maximilian l. (cod. 1907).
	        
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