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Volltext: Monatszeitschrift V (1902 / Heft 6 und 7)

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Knöpfe in Gold, Blau und Rot. Das für die 
französische Schule charakteristische Dornblatt- 
motiv - noch ganz in der Manier des XIV.]ahr- 
hunderts gehalten - ist hier in vollendeten 
Specimina auf allen Seiten vertreten. An 
grösseren Illustrationen enthält die Handschrift 
nur drei; jede aber ist von besonderer Vortreff- 
lichkeit. Das zur Reproduktion ausgewählte 
Blatt (F01. 12 a] zeigt die im Grünen auf Polstern 
ruhende „Glorieuse vierge Reine", welche das 
jesuskind auf dem Schosse hält. Dieses streckt 
sein Händchen nach den Blumen aus, die ihm 
ein Engel in einem Korbe darreicht. Die Szene 
ist gut aufgefasst, namentlich Haltung und Ge- 
sichtsausdruck des Kindchens vortrefflich ge- 
lungen. Zu beachten ist auch der für die franzö- 
sische Schule bezeichnende, ungemein fein aus- 
geführte Schachbrettfond. 
Den eben besprochenen Perlen der im 
Dienste des Gebetbuchschmuckes stehenden 
Miniaturkunst reihen sich Meisterwerke franzö- 
sischer Profanmalerei aufs würdigste an; kaum 
dürfte auf ausserfranzösischem Boden diese 
Tatsache durch so herrliche Belege zu illu- 
strieren sein, als durch den Schatz von Pracht- 
codices, den unsere Hofbibliothek ihr Eigen 
nennt. Eine gerechte Würdigung der Profan- 
illustration hat von der Erwägung auszugehen, 
dass diese der mächtigen Tradition, die auf 
dem Gebiete der kirchlichen Malerei ein volles 
Jahrtausend umspannt, entbehrte, vielmehr 
bei Darstellung ihrer Gebilde selbständig er- 
findend schaffen musste. Die französischen 
Prachtmanuskripte der Hofbibliothek führen 
uns nun die Meisterschaft, die diese frei schaffende Tätigkeit errungen hat, 
durch Bilderschrnuck von unvergänglichem Werte vor Augen; sie geleiten 
Gebezbuch (cod. 1840)
	        
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