Werke gibt es in Frankreich
niemand, der sich an tiefem
Erfassen antiken Geistes mit
einem Petrarca hätte messen
können. Das sieht man am
deutlichsten an den Über-
setzern. Weder Pierre Ber-
cuire noch Nicole Oresme,
weder Raoul de Presles
noch Jean de Courtecuisse
oder Laurent de Premierfait
waren wirkliche Humani-
sten. Alte Geschichten und
Übersetzungen wurden nicht
zu literarischen und wissen-
schaftlichen Zwecken ge-
schrieben, sondern „um die
Jugend zu stärken", „pour
le proufit et utilite du
roiaume et de toute crestien-
te", wie Raoul de Presles
einmal sagt. So haben denn
namentlich die Übersetzer
nicht eb en durch allzu grosses
Verständnis der Originaltexte
gesündigt, wenn auch die
Fälle immer seltener wurden,
die man bei dem Kompilator
der„FaisdesRomains"beob-
achten konnte, der die Vestalinnen mit nonnes oder abbesses identifizierte
und der die Bekleidung Caesars mit der Würde eines pontifex maximus
schlechthin mit zwei Worten erzählte: „fu evesques".
Es ist, als ob der Miniator der Handschriften 2577 und 2578 für die
eben gekennzeichnete Tatsache hätte eine Illustration liefern wollen. Die
beiden Manuskripte enthalten die Geschichte der bereits von Jacques de
Longuyon zu Beginn des XIV. Jahrhunderts in seinem „Veus du paon"
zum erstenmal erwähnten „dreimal drei Tapferen", eine Geschichte, die
sich in der Folgezeit grosser Beliebtheit erfreute und hier, wie aus den
einleitenden Worten hervorgeht, von Sebastian Mamerot im Auftrage des
Louis de Lava], Seigneur de Chätillon en Vendelois im Jahre 1463 bearbeitet
wurde. Die beiden Bände sind „escrips par moy Robert Briart du dyoceze
de Bayeux en la Cite' de Troyes en Champaigne en lan rnil CCCC soixante et
douze". Die neun Helden: Hektor, Alexander, Caesar, Josua, David, Judas
Makkabaeus, Artus, Karl der Grosse und Gottfried von Bouillon - die Namen
Honulus animae (cod. 1706]