vu
lustigen, familiären Genregemälden über, die den Ruhmestitel der vlämischen
Meister bilden. Das Streben, mit Aufwand der wirksamsten Darstellungs-
mittel volle Nachahmung der Natur zu erzielen, wird in Jan und Hubert
van Eyck verkörpert. „Dans leurs delicieuses peintures, si pleines de
fraicheur et de delicatesse, la matiere commence deja a etouffer Farne"
behauptet Cahier)" von den beiden Brüdern.
Solche Meisterschaft verfehlte nicht, verführerischen Zauber auszu-
üben. Die dominierende Stellung, welche diese Schule erreichte, verdankt
sie nicht in letzter Linie dem Umstande, dass sowohl ihr Führer, Jan
van Eyck, den man nicht mit Unrecht in gewissem Sinne einen
„kosmopolitischen Meister" genannt hat, als auch seine
Jünger weite Reisen machten. Sie wurden allenthalben
beschäftigt, fanden in König Rene, in dem Herzog Jean de
Berry unternehmende Gönner, arbeiteten für König
Matthias Corvinus von Ungarn, schmückten süddeutsche
Gebetbücher, drangen nach England, Italien, Spanien
vor, und ein für König Emanuel den Grossen von Portugal
(1495 bis 1521) angefertigtes, heute noch in der I-Iofbiblio-
thek aufbewahrtes Manuskript (cod. 1783) ist zweifellos
von einem niederländischen Meister illustriert worden.
Überaus wertvolle Reliquien niederländischer Minia-
turmalerei finden sich namentlich in Paris und Brüssel;
die Perle unter den kostbaren Schöpfungen dieser Kunst,
das berühmte Breviar des Kardinals Grimani, bildet heute
einen der grössten Schätze der Marciana in Venedig und
ist in stilkritischer wie ästhetischer Hinsicht ein Grad-
messer allerersten Ranges, auf den die Kunstforschung
immer wieder zurückgreift. i)" Aber wie sich bezeichnender-
weise ein naher Verwandter dieses Breviars unter den
Handschriften der Hofbibliothek befindet, so zählt diese
"f Nouvelles Melanges därcheologie, IV, zur.
"H" Ein Exemplar der nur in xoo Kopien hergestellten Reproduktion: Facsimile
delle miniature contenute nel breviario Grimani . . . eseguito in fotografia da
Antonio Perini con illustrazioni di Francesco Zanoun, Venezia, Perini, xB62 (1 Bd.
Tafeln, hiezu x Bd. Text) be-
' sitzt die k. k. Hofbibliothek.
Geben die Photographien
von der Farbenpracht, na-
mentlich von den zarten
koloristischen Nuancen der
Originale auch keine Vor-
sxellung. so kann doch auf
_ denunerschöpflichenReich-
tum von Motiven, der sich
auch in den Lichtbildern
offenbart, nicht nachdrück-
_ lich genug hingewiesen
" werden.
A " .. _ ..- A1,}: v '
Gebetbuch (cod. 1858), Januarbild aus dem Kalender