aus dem Stamme des Buchstabens einen Apfelbaum, als Lebensbaum
gedacht, herauswachsen; rechts und links Adam und Eva. Als Abschluss
der sich um den Baum ringelnden Schlange erscheint statt des Kopfes eine
Kindergestalt; es ist dies eine typische Darstellung, die nicht nur niederlän-
dische Manuskriptef" sondern auch einige Bilderhandschriften der deutschen
Abteilung unserer Ausstellung aufweisen. Im Breviarium Grimani, das stets
um einen oder mehrere Schritte weiter eilt, finden wir (Tafel XLV) neben
dem ersten Menschenpaar ein den Lebensbaum umschlungen haltendes, mit
einem langen Schwanz versehenes Kind, das an dem vorgestreckten rechten
Fuss statt der Zehen eine Greifentatze zeigt.
Beachtenswert ist der Schmuck, den der Schluss der Genesis in unserer
Handschrift erhielt. In dem obersten der drei Felder, die dieses Schlusstück
zusammensetzen, sieht man den Erzvater Jakob, im Bette liegend, wie er
gerade vor seinem Tode Ephraim und Manasse segnet; auf dem Mittelfelde
die Totenfeier für jakob, wieder in einer gotischen Kirche; in dem
untersten Bildchen die Vorbereitungen zum Bau des Grabmals, ganz
vorn das Formen der Lehmziegel für dasselbe. Hier zeigt unser Meister,
der voll aus dem Leben greift, einen gewissen Fortschritt im Vergleich zu
einer früheren Darstellung desselben Vorwurfs (in der I-Is. 16 des Museum
Meerman im I-Iaag).Das Gesicht und die Haltung des aus der Stadt kommenden
und die Arbeiten besichtigenden Josef ist auf dem Bilde der Wiener Handschrift
ausdrucksvoller geworden, und insbesondere ist der im Vordergrunde die
Ziegel zum Trocknen ausbreitende, sich bückende Arbeiter gut beobachtet.
Ausser dieser Bilderbibel, die, wie bemerkt, unter den niederländischen
Manuskripten im weiteren Sinne eine besondere Stellung einnimmt,
erheischen zunächst solche Manuskripte dieser Schule Aufmerksamkeit,
deren bildnerischer Schmuck Devotionszwecken dient.
Zu den ältesten niederländischen Devotionarien der Hofbibliothek
gehört die unter dem Namen: Gebetbuch Maximilians I. seit langem
bekannte Handschrift (cod. 1907), der Vorläufer des berühmten, später im
Auftrag des Kaisers gedruckten und von Dürer, Altorfer, Baldung Grien
und anderen mit herrlichem Randschmuck versehenen „New pettpuec "
(im Gegensatz zum handschriftlichen älteren). Dass unser Manuskript
wirklich dem Kaiser gehörte, lehrt eine Reihe von Indizien. Aus einzelnen
Stellen des Textes, die inbrünstig die Hilfe des Allmächtigen bei dem
schweren Herrscheramte erflehen, hat schon Chmelarz erschlossen, dass
sie auf eigenste Initiative des gekrönten Besitzers eingefügt worden seien.
Eingehenderes Studium der Gebeteintragungen hat dargetan, dass nicht
weniger als neun Hände den Text, wie er heute vorliegt, aufzeichneten
(auch einige Teile in vlämischer Sprache). Giehlow weist überzeugend
nach, dass der Kaiser „noch viele ]ahre nach der eigentlichen Niederschrift
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München s? a1 Tafelvzu sflziva e m"! wen um "malen aus Handschuhen des XL bis Xvl" Jahrhunderts"