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Volltext: Monatszeitschrift V (1902 / Heft 6 und 7)

aus dem Stamme des Buchstabens einen Apfelbaum, als Lebensbaum 
gedacht, herauswachsen; rechts und links Adam und Eva. Als Abschluss 
der sich um den Baum ringelnden Schlange erscheint statt des Kopfes eine 
Kindergestalt; es ist dies eine typische Darstellung, die nicht nur niederlän- 
dische Manuskriptef" sondern auch einige Bilderhandschriften der deutschen 
Abteilung unserer Ausstellung aufweisen. Im Breviarium Grimani, das stets 
um einen oder mehrere Schritte weiter eilt, finden wir (Tafel XLV) neben 
dem ersten Menschenpaar ein den Lebensbaum umschlungen haltendes, mit 
einem langen Schwanz versehenes Kind, das an dem vorgestreckten rechten 
Fuss statt der Zehen eine Greifentatze zeigt. 
Beachtenswert ist der Schmuck, den der Schluss der Genesis in unserer 
Handschrift erhielt. In dem obersten der drei Felder, die dieses Schlusstück 
zusammensetzen, sieht man den Erzvater Jakob, im Bette liegend, wie er 
gerade vor seinem Tode Ephraim und Manasse segnet; auf dem Mittelfelde 
die Totenfeier für jakob, wieder in einer gotischen Kirche; in dem 
untersten Bildchen die Vorbereitungen zum Bau des Grabmals, ganz 
vorn das Formen der Lehmziegel für dasselbe. Hier zeigt unser Meister, 
der voll aus dem Leben greift, einen gewissen Fortschritt im Vergleich zu 
einer früheren Darstellung desselben Vorwurfs (in der I-Is. 16 des Museum 
Meerman im I-Iaag).Das Gesicht und die Haltung des aus der Stadt kommenden 
und die Arbeiten besichtigenden Josef ist auf dem Bilde der Wiener Handschrift 
ausdrucksvoller geworden, und insbesondere ist der im Vordergrunde die 
Ziegel zum Trocknen ausbreitende, sich bückende Arbeiter gut beobachtet. 
Ausser dieser Bilderbibel, die, wie bemerkt, unter den niederländischen 
Manuskripten im weiteren Sinne eine besondere Stellung einnimmt, 
erheischen zunächst solche Manuskripte dieser Schule Aufmerksamkeit, 
deren bildnerischer Schmuck Devotionszwecken dient. 
Zu den ältesten niederländischen Devotionarien der Hofbibliothek 
gehört die unter dem Namen: Gebetbuch Maximilians I. seit langem 
bekannte Handschrift (cod. 1907), der Vorläufer des berühmten, später im 
Auftrag des Kaisers gedruckten und von Dürer, Altorfer, Baldung Grien 
und anderen mit herrlichem Randschmuck versehenen „New pettpuec " 
(im Gegensatz zum handschriftlichen älteren). Dass unser Manuskript 
wirklich dem Kaiser gehörte, lehrt eine Reihe von Indizien. Aus einzelnen 
Stellen des Textes, die inbrünstig die Hilfe des Allmächtigen bei dem 
schweren Herrscheramte erflehen, hat schon Chmelarz erschlossen, dass 
sie auf eigenste Initiative des gekrönten Besitzers eingefügt worden seien. 
Eingehenderes Studium der Gebeteintragungen hat dargetan, dass nicht 
weniger als neun Hände den Text, wie er heute vorliegt, aufzeichneten 
(auch einige Teile in vlämischer Sprache). Giehlow weist überzeugend 
nach, dass der Kaiser „noch viele ]ahre nach der eigentlichen Niederschrift 
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