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Volltext: Monatszeitschrift V (1902 / Heft 6 und 7)

erläutern, hiebei auch gelegentlich die Holzschnitte des Druckes heranzu- 
ziehen, die in zahlreichen Fällen dem Originale folgen, jedoch überall viel 
roher, manchesrnal freier gestaltet sind als die Vorlagen. Die Lösung einer 
solchen Aufgabe führte an dieser Stelle natürlich zu weit; wir beschränken 
uns, auf die hier reproduzierte, lebensvoll dargestellte Szene des Einzugs 
zu verweisen und aus dem Berichte des Du Puys einige Sätze auszuheben, 
die er ihr widmet. Karl „vint soupper en son chasteau de Male, puis monta 
a cheval acompaigne de madame sa tante, avec sa suyte, de lembassadeur 
Darragon, du comte Palatin . . . et daultres comtes, . . . barons, chevaliers 
et escuyers en tresgrant nombre, montez et acoustrez si gorgiasement, pour 
honorablement acompaigner vng si hault prince, en triumphe si pompeux et 
dune telle ville que Bruges. Ainsi marcha ceste noble compaignie iusques 
pres de la ville oü yssirent au devant les seigneurs de la loy montez et 
acroustez richement, les principaulx en velours cramoisy les autres en 
escarlate et drap rouge borde' de velours noir . . . Apres lequelz suyvoient 
grant nombre de notables bourgeoys et manans dicelle ville marchans et 
aultres tous acoustrez de rouge borde de blanc et iaune . . . avecques cha- 
peaux iaunes entrelacssez de soye blanche et rouge . . . " 
Der jugendliche Prinz war „monte sur vng cheval dEspaigne beau 
et gorgias ä merveilles, housse dung tresriche drap dor pareil a son 
acoustrement, lequel estoit tout Charge de grosses perles et aultres pierreries 
de moult grand valeur. . Sur son chef seoit vng bonnet de velours Charge 
au nord par derriere dune plume blanche, et au surplus le rebras tout a 
lenviron cordonne de grosses perles . . . il sembloit mieulx a verite dire vng 
Apollo ou vng Mercure que vng corps humain entre ses princes. Apres 
luy vng petit derriere suyvoit en litiere Madame sa tante, a dextre de lem- 
bassadeur dArragon" u. s. w. 
Dass bei einem so feierlichen Einzuge auch für Spass gesorgt werden 
muss, versteht sich von selbst. In der Ecke rechts sieht man neben den zum 
Empfange Karls ausziehenden Bürgern der Stadt einen Mann rücklings auf 
einem Esel reiten; der arme Schelm kann von der ganzen Feierlichkeit gar 
nichts sehen, denn ein grosser Trog, an dem brennende Kerzen befestigt 
sind, bedeckt Haupt und ganzen Oberkörper. Derber Witz, wie wir ihn ja so 
oft auf niederländischen Bildern antrafen, belebt auch dieses Detail der Dar- 
stellung. Erinnert man sich aber, dass der Zwang zu jener eigentümlichen Art 
des Ritts der Inquisition als Strafmittel diente, dann erscheint vielleicht der 
Witz als Hohn und Spott auf das verhasste Glaubensgericht und bildet ein 
Präludium zu jenen flammenden Protesten, die gerade in den Niederlanden 
bald so mächtig auflodern sollten.
	        
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