DIE ÖSTERREICHISCHE KUNSTGEWERB-
LICHE AUSSTELLUNG IN LONDON 50 VON
FRITZ MINKUS-WIEN 59
OFORT nach der am 26. Mai in feierlicher Weise
erfolgten Eröffnung der Österreichischen Kunst-
gewerblichen Ausstellung in London - lange
bevor ihre kommerziellen Aussichten nur in
Diskussion gezogen werden konnten - liess
sich, auf Grund des einstimmigen Urteils mass-
gebendster Kreise, ihr künstlerischer Erfolg kon-
statieren.
Ludwig Baumann, dem künstlerischenMeister
des Ausstellungs-Arrangements, waren in London
andere und vielleicht schwierigere Aufgaben ge-
stellt, als bei seiner letzten grossen derartigen Schöpfung: der Installation
der österreichischen Abteilungen der Pariser Weltausstellung. In London
war ein einziger grosser Raum gegeben, dessen Unterteilung und Aus-
schmückung nicht auf starke Kontraste, sondern auf Einheitlichkeit der
künstlerischen Wirkung hinzielen musste; die Installation der Ausstellung,
die ausschliesslich einem Gebiete von allgemeinstem Interesse - dem kunst-
gewerblichen - galt, durfte nur die Folie zu dem Dargebotenen bilden;
schliesslich hatte - zur Ehre unseres Kunsthandwerkes sei es gesagt -
die dekorative Ausstattung des Londoner Ausstellungsgebäudes, dank der
Reichhaltigkeit und dem künstlerischen Wert der Objekte, wenig dies-
bezügliche Mängel zu verhüllen, sondern die einzelnen ausgestellten Arbeiten,
trotz der verhältnismässigen Beschränktheit des verfügbaren Raumes, aller-
orten zur grösstmöglichen Geltung zu bringen.
Der erste Ausstellungsraum, den man vom Vestibul aus betritt, ist ein
galerieartig langgestreckter Saal, in dem vorzügliche Reproduktionen der
Prager graphischen Gesellschaft „Unie" W insbesondere musterhafte Drei-
farbendrucke - ausgezeichnete Bronzen von Krupp, darunter Reduktionen
der beiden Reiterdenkmäler vom Heldenplatz der Wiener Hofburg, kleine
messinggezierte Mahagonivitrinen von Ch. Ulrich 8: Co. (Entwurf von
O. Prutscher, Teppiche und Stoffe von j. Backhausen 8zSöhne, ein gefälliges
Gesamtbild ergeben. Des weitem fallen hier eine Reihe von Paravents auf:
einer mit grauen Samtpanneaux weist in neuartiger Verbindung der
Brandmalerei mit einem von der Ausstellerin, Frau v. Froschauer-Dordi,
erfundenen effektvollen Ätzverfahren ausgeführt, sehr dekorativ wirkende
Malvenblüten auf; ein anderer Paravent zeigt, in bunter Seide gestickt, ein
Rokoko-Blumenornament (JJ-Iostnig) ; zwei weitere Wandschirme schliesslich,
von Fräulein Lina Ascoli in Öl gemalt, interessieren durch die flotte Technik
"' Vergl. hierzu die Illustrationen zum „Vorbei-ich!" in Heft 4.