Ausstellung gegeben. Für die Arbeiten der österreichischen Industrie-
Abtheilung war es im hohen Grade störend, dass der Fussboden der
15 Meter-Galerie, an welcher Oesterreich liegt, erst zwci Tage vor der
Eröffnung fertig wurde. Hunderte von Kisten waren daher durch Ver-
schulden der französischen Cummission am 1. Mai noch unerölfnet. So
ist die diesjährige Weltausstellung, theils verfrüht, dem Programme einer
Elite-Ausstellung untreu geworden; der erste Eindruck, welchen die dies-
jährige Ausstellung machte, war der der Unfertigkeit, und es ist daher
nicht zu wundern, dass dieselbe nicht jenem Enthusiasmus begegnet, wie
dies bei ähnlichen Anlässen der Fall gewesen ist.
Trotz all" dieser inneren und äusseren Mängel der diesjährigen Pa-
riser Weltausstellung ist sie, da Frankreich in so massenhafter Weise aus-
gestellt hat, ungemein lehrreich und würde ihren lehrhaften Zweck sicher
noch mehr erreicht haben, wenn sie weniger ausgedehnt, ihrem Inhalte
nach gewählter sein würde und die Ausstellungskataloge druckfertig vor-
lägen. Es wird diesmal nicht leicht sein, fachmännische Berichte zu er-
statten; für Oesterreich aber bringt die Ausstellung grossen moralischen
Vortheil. Es ist gar kein Zweifel, dass die österreichische Ausstellung
auf allen Gebieten der Kunst und Kunstindustrie überraschende Fort-
schritte zeigt, grösser und bedeutsamer, als es bei irgend einem euro-
päischen Staate der Fall ist. Wir können es mit innerer Genugthuung
aussprechen, wohl wissend, dass noch Vieles zu tbun und zu wünschen
übrig ist, dass auch das Oesterr. Museum mit den ihm verbundenen An-
stalten nicht wenig zu den Erfolgen Oesterreichs auf dieser Pariser Aus-
stellung beigetragen hat.
Paris, Mitte Mai 1878. R. v. E.
Die Onyxgefässe in Braunschweig und Neapel.
Die Sitzungsberichte der philosophischen, philologischen und histori-
schen Classe der k. bair. Akademie der Wissenschaften zu München vom Jahre
1875 enthalten unter Anderem einen Aufsatz des bekannten Archäologen
Brunn über die obengenannten Prachtgefässe. Wegen des allgemein aner-
kannten stofflichen und künstlerischen Werthes jener Onyxgefässe können
wir bei unseren Lesern genügendes Interesse für die Resultate von Brunn's
Untersuchung voraussetzen, theilen daher dieselben im Auszuge mit, ohne
auf eine nähere Beschreibung der besprochenen Kunstgegenstände eingehen
zu müssen. iVon dem Braunschweiger Onyxgefässe, das nach manchen
Irrfahrten fast ein Menschenalter lang verborgen gewesen und erst nach
des Herzogs Karl Tode, nunmehr wieder nach Braunschweig zurückgekehrt
ist, ist übrigens auch in dem nKunsthandwerk-r, herausgegeben vonBucher
und Gnauth bei Spemann in Stuttgart auf B1. 83-85 eine sehr ge-
lungene und getreue Abbildung. - Brunn verwirft zunächst die Deutungs-