Wir verdanken ihm aber die Zuweisung der Bilder an Clovio, die
als absolut sicher gelten darf, und ebenso wird man ihm beiptlichten
können, wenn er die wunderbare Weichheit und Zartheit der Figuren,
deren graziöse Motive und warm bräunlichen, zart verschmelzenden Ton
hervorhebt und an den Arabesken der Ränder „seltenste Schönheit und
Eleganz" rühmt.
Die Erklärung des ersten Blattes, die ihm nicht ganz gelang, hat davon
auszugehen, dass wir hier vollständig auf dem Boden der Allegorie stehen.
Das entspricht schon dem Titel des Werkes selbst.
„Impresa" bedeutet zunächst „Unternehmung", dann auch „Emblemä
Der kaiserliche Adler ist, wie aus dem Text hervorgeht, dem Aar Jupiters zu
vergleichen, ja „Carlo auanza Gioue - Che l'Aquila per lui fa maggior
proue" (fol. 5b). Hält man nun die Andeutung, die gleich die erste Stanze
bietet, hinzu: Ich, der Adler, habe viele ungewöhnliche und überraschende
Dinge geleistet und die letzten Beweise meiner virtü gegeben
Sol per costei che qui meco si vede,
so entsteht die Frage nach der Bedeutung des weiblichen Wesens, über
welches der Adler seine Fänge breitet („costei"), wobei zu bemerken ist,
dass der brennende Scheiterhaufen mit dem darüber schwebenden Aar
in der Sprache der „I-Iieroglyphen" die Apotheose bedeutet?"
Der Adler nun ist in reiner, keuscher Liebe zu einer „uergine saggia,
honesta e bella" entbrannt (fol. 3a); er selbst sagt: „o uiuo, o casto, o nuouo
amore - Che fai la morte . . . Parer soaue" (fol. II b). Karl hinwieder gleicht
dem Adler:
Come e sembiante Carlo a1 grande augello,
Di Carlo augel, per fede et per amore (fol.14).
Wird schon hierdurch die Vermutung nahegelegt, dass die „uergine"
wohl den katholischen Glauben bedeute, so erhält sie eine weitere Stütze durch
die in der eben zitierten Stanze enthaltenen Verse:
Et Carlo fido, et d'heresia rubello
Va nel foco per Christo a tutte l'hore
Gloriati augello hormai, che sei sembiante
Di Carlo ch'e di fede il grande Atlante.
Vom Adler heisst es in der nächstfolgenden Stanze:
Sol l'era grata Punica Donzella
Et sol fea del suo amor pudico acquisto
Come il gran Carlo fa di quel di Christo
und schon früher (fol. 12):
Quando Pardente iiamma circondaua
Questo d'alta pietate Augello acceso
NelPalto incendio si gioioso staua . . . .
l Vgl. Valerianus, joannes Pierius: Hieroglyphica, Lib. XIX; De Aquila. (In der mir vorliegenden
Ausgabe: Lugduni 1586, S. 1779".)