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Volltext: Alte und Moderne Kunst XI (1966 / Heft 87)

ipert Feuchtmüller 
AS HOCHALTARBILD 
ES FRANZ ANTON 
AULBERTSCH IN 
AGENBERG 
ist das Verdienst des hochwürdigen 
irrers Josef Ettl, die Autorschaft des 
xnz Anton Maulbertsch an dem Hoch- 
arbild der Pfarrkirche von Hagenberg 
rundlich nachgewiesen zu haben I. 
ei übereinstimmende Zeugnisse wurden 
geführt: zuerst die Eintragung in dem 
nd B der Taufmatrik (1723-1784), aus 
hervorgeht, daß der Verwalter der Herr- 
.aft Sinzendorf in Hagenberg, Franz Klang, 
Hochaltarbild des „pictores Malpez" 
"ertigen ließ. Dies bekräftigen die Auf- 
:hnungen des Pfarrers Ignaz Pohl (1762- 
'0) für ein Gedenkbuch, in denen neben 
n Stifter und dem Künstlernamen „Mal- 
tsch" auch der Betrag von 140 H. auf- 
eint. Den letzten Beweis gibt der Kon- 
tt, der hier nochmals wiedergegeben 
'den soll: 
achdeme f zTitlz I Herr Maulbertsch in 
znn für die Pfarr-Kirchen der Hoch- 
flich Wentzl Sintzendorfischen Herr- 
zft Haggenberg und zwar in dortiges 
:h-Altar ein neues - Schuch Hoch 
i - Schuch braittes Bild (die Zahlen sind 
it angegeben) den heiligen Abbt Aegy- 
rn in der Einoede vorstellend, auf art, 
es die vorläufig verfertigte Squiza 
;et, und übrigens nach seiner berühmten 
1st und Fähigkeit zu mahlen, auch 
hes bis halben Augusti inlebenden 
res zu verferttigen mit Endes benannten 
aprochen und zugesagt hat; als ver- 
de mich entgegen in bester Form 
htens, daß ich für dieses Bild, wann 
hes obigen versprechen gemäß ver- 
:iget seyn wird, bey Empfang dessen 
i obgedachten I :Titl: l Herrn Maul- 
sch den accordirten Preyß per: ain 
tdert vierzig Gulden id est 140 H. 
inn bar und richtig bezahlen wolle, 
solle. Alles getreulich und sonder 
hrde: In Urkund und mehrerer Be- 
tigung dessen habe ich gegenwärtiges 
iftliches Instrumentum und contractum 
aigenhändiger Namens und Pettschafts- 
igung corroborirt, Actum Wienn den 
Martii 1768. 
ge benannte 1401i. Sejnd Mier Unter- 
iebenen richtig und bar bezalt worden 
welche ich dankhbar Quittiere. Anton 
ilbertsch Ke. Ke. Acade. Mahlerl." 
herrschaftliche Landpfarre Hagenberg 
lÖIdllChCH Niederösterreich leitet ihren 
1611 vom Geschlecht „von Hacken- 
;" her, das seit der zweiten Hälfte des 
Jahrhunderts bekannt ist. Wir wissen, 
ein Heinrich von Hackenberg 1227 
en Turnieren Ulrichs von Liechtenstein 
Korneuburg und Mistelbach teilge- 
imen hat und ein späterer Nachfahre 
gleichen Namens bei Rudolf IV. das 
: eines Hofmeisters innehatte. Die herr- 
ftliche Landpfarre, die bis zur Mitte 
13. Jahrhunderts nachzuweisen ist, 
wurde 1650 mit der Herrschaft Ernstbrunn 
vereinigt und verblieb unter der Patronanz 
der Sinzendorfer bis zum Aussterben des 
Geschlechtes im Jahre 1822 3. 
Die Grafen Sinzendorf sind in der öster- 
reichischen Geschichte mehrfach hervor- 
getreten. Man braucht hier nur an die 
Hofkammerpräsidenten Rudolf und Georg 
Ludwig Sinzendorf zu erinnern, vor allem 
aber an den Obersthofkanzeler Philipp 
Ludwig, der mit dem Bau der Böhmischen 
Hofkanzlei zu tun hatte und als Mäzen 
Josef Emanuel Fischers von Erlach (Schloß 
Seelowitz in Mähren) sowie Lukas von 
Hildebrandts (Pfarrkirche von Seclowitz) 
bekannt ist 4. Als Minister in der Regierung 
Maria Theresias reichte sein Eini-luß noch 
über die Zeit Karls VI. hinaus. 
Auch in der Geschichte des Hagenberger 
Schlosses spiegelt sich etwas von dem 
Glanz des großen Geschlechtes. Unter Leo 
und Sigismund von Sinzendorf wird das 
Schloß in der heutigen Form mit seinen 
Wandmalereien, Stukkaturen und Grotten 
errichtet. Ein barocker Garten und der 
künstlich angelegte Teich, auf dem vene- 
zianische Gondelfeste veranstaltet wurden, 
geben von dem einstigen großen Lebensstil 
zur Zeit Leopolds I. und Josefs I. eine Vor- 
stellung 5. In diese erste Blütezeit des Barocks 
fallt die Barockisierung der Pfarrkirche. 
In den sechzigerJahren des 18. Jahrhunderts, 
in der Zeit, mit der wir uns zu befassen 
haben, war die Pfarre verwaist und die 
Kirche reparaturbedürftig. Gemäß den 
Maria-Theresianischen Reformen sollte die 
Hagenberger Pfarre, die vorübergehend 
von Gnadendorf betreut wurde, wieder 
besetzt werden. Die entscheidende Per- 
sönlichkeit, der die Initiative zu verdanken 
ist, war der Pfarrer Ignaz Pohl. 
Über das Leben dieses bedeutenden Mannes 
sind wir nur ganz allgemein durch die 
Eintragungen im Pfarrgedenkbuch infor- 
miert. Er war Direktor und Religions- 
lehrer in der herrschaftlichen Schule von 
Ernstbrunn. Unter Karl Michael Tobias 
Graf von Sinzendorf, der 1762 starb, wurde 
der Bau des Pfarrhofes in Hagenberg in 
Angriff genommen, eine Arbeit, die erst 
unter seinem Nachfolger, Graf Wenzel, 1764 
abgeschlossen wurde. Ignaz Pohl ging 
bereits 1762 nach Hagenberg und streckte 
für die Beschleunigung der Vorhaben per- 
sönlich Geld vor. 1767 waren die Arbeiten 
an der Kirche in vollem Gang; die Wölbung 
des Presbyteriums wurde ausgebessert, im 
September des Jahres der Hochaltar auf- 
gemauert, wofür man 13011. aufgewendet 
hat. 200 H. erhielt der Bildhauer, 30011. 
der Vergoldet und 190 fl. der Marmorierer 6. 
1768 wurde der Kontrakt mit Franz Anton 
Maulbertsch geschlossen. 1770 ließ man 
noch die Kanzel und den Josefs-Altar 
errichten. Diese Restaurierungen und Neu- 
anschaifungcn haben, wie schon Pfarrer 
Ettl hinwies, nicht die Grafen Sinzendorf 
als Patrone getragen, sondern Angehörige 
der Pfarre. Ignaz Pohl nennt in seinen 
Aufzeichnungen die Wohltäter: „In dem 
hiesigen Schlosse war die Frau Theresia 
Klangin, Wittib, Mutter des Franz Klang 
der Zeiten Landesgerichts-Verwalter; 'I 
resia Auffenbergerin, Ihre Tochter, S 
Versilberin zu Zizersdorf - Matthias F 
und Anna ux. (die Eltern des Pfar- 
Pohl) und noch ein Pfarrer - (hier n 
man den Namen Pohl ergänzen; er ne 
sich nie mit Namen). Vom Pflaster bis 
die Höhe ward alles umgekehrt i 
mehrere tausend Gulden zu Ehre G0 
dazu verwendet." 
Franz Klang und seine Mutter Theri 
waren an der Stiftung des Hochaltares, 
Kanzel und des Josefs-Altares (100 Guld 
beteiligt. Dieser ist von den Statuen ih 
Namenspatrone Franz von Assisi t 
Theresia von Avila flankiert. Das Bild, 
den Tod des hl. Josef vorstellt, wu 
von einem Schüler des Franz Anton Ma 
bertsch gemalt. Weiter erfahren wir, r 
Therese Klang ein rotes Meßkleid stift 
und daß der Verwalter Franz im Jahre 1'. 
im Ort die Nepomuk-Statue aufrichten li 
Über das Leben der Stifter sind wir nii 
näher informiert. Der Landgerichtsv 
walter Franz Klang starb am 26. Dezeml 
1782 in Wien, der Pfarrer Ignaz Pohl st: 
am 16. Mai 1790 in Hagenberg. Be. 
Persönlichkeiten sind uns bisher in kelfll 
Zusammenhang mit Künstlerpersönlii 
keiten bekannt geworden. Gewiß, Fra 
Klang ist in den Nachrichten als Auftrz 
geber des Maulbertsch-Bildes genannt, x 
dürfen aber vermuten, daß auch hier Igr 
Pohl die eigentliche, treibende Kraft 5 
wesen ist. Die anderen erwähnten Person: 
auch der als Zeuge unterschriebene Igr 
Melchior Gruber, Kaiserlich Königlicl 
Buchhalterei-Rechnungsoftizier, geben kei 
weiteren Anhaltspunkte. Betrachten v 
aber den Grabstein des Benedikt Kla. 
(geb. 30. Dezember 1698, gest. 14. Febrc 
1759), des Vaters von Franz, dann les 
wir als Inschrift ein kunstvolles lateinisch 
„BenedictusspieP um den Vornamen d 
Verstorbenen. Darin können wir als L 
heber den ehemaligen Schuldirektor ui 
Pfarrer Ignaz Pohl vermuten. Zumind: 
hatte er die Beziehungen zu bedeutend 
Persönlichkeiten. Dies beweist ein Zeti 
mit der Inschrift des Chronogramms f 
das Nepomuk-Denkmal, das einen g 
wissen Leonhard Graft (?) als Verfass 
ausweist7. 
Daß die Wahl für den Künstler des Hoc 
altarbildes von Hagenberg gerade a 
Maulbertsch fiel, ist nicht besonders ve 
wunderlich. In diesem Gebiet des niede 
österreichischen Weinviertels war er berei 
durch einige bedeutende Arbeiten ve 
treten. Um 1750 malte er die Deckenbild 
des Suttneöschen Schlosses in Kirci 
stetten, und 1760 schuf er in dem benac] 
barten Mistelbach die Fresken in di 
Bibliothek der Propstei. Bedenkt man, d: 
die Sinzendorfer vor allem in Mahrc 
begütert waren, dann sind auch die A 
beiten von Maulbertsch in Nikolsbui 
(1759), Brünn (1764), Klosterbruck (1765 
Pöltenberg und Erdberg (1766) als Em] 
fehlung für weitere Aufträge in Betracht 2 
ziehen 8. Nach dem Tod Trogers (1762) w: 
er einer der führenden Künstler seiner Zei
	        
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