beflügelte, schmetter-
lingumflatterte, allego-
rische Figur der „Liebe"
drängen, um sich an den
Fruchtspenden zu betei-
ligen. DieEinführung ei-
nes neutral grauen Klei-
des als Hauptnote in der
Mitte des farbenfrohen
Bildes, gerade wo man
die stärkste Farbe er-
warten würde, ist ent-
schieden ein glücklicher
Einfall. Die zwei kleinen
Gestalten in Florentiner
Kostüm links im Hinter-
grunde stellen wieder
den Künstler selbst und
seine Braut vor - eine
Manifestation von lie-
benswürdigem Egois-
mus, welche bei Byam
Shaw nicht selten anzu-
treffen ist und Welche
man ihm kaum übel-
nehmen kann.
Des Künstlers echt
schottischer, trockener
. Humor findet seinen
besten Ausdruck in dem Gemälde „Die Wahrheit". Leider geht in der Repro-
duktion manches Detail der Allegorie verloren, wie zum Beispiel die drän-
gende Volksmasse, welcher im Hintergrund von einer Schar BewaHneter
der Zutritt zu der nackten Wahrheit verwehrt wird. Köstlich sind die
Gestalten des schlau schmunzelnden Königs, der beiden boshaft flüsternden
Höflinge und des die Lampe der Wahrheit prüfenden Narren. Der Grund-
gedanke ist natürlich, dass die nackte Wahrheit verkleidet und zugerichtet
werden muss, ehe man dem Volke Zutritt gestatten kann.
Aus all diesen Bildern kann man ersehen, dass Byam Shaw ein selten
gedankenreicher, phantasievoller Maler ist, doch ist sein Genie durchaus
literarischer Art. Künstlerische Abstraktion ist nicht seine starke Seite und
alles, was er malt, ist rein körperlich. Die Gedanken fliegen bei ihm weit über
die Erscheinungswelt weg; in der Ausführung klebt er an der Scholle. Sein
Heiland in „Christus der Tröster" weist auf das Atelier-Modell, seine Engel
sind buntbeflügelte Menschen, das Übernatürliche findet bei ihm keinen
Byam Shaw, „Die Rosen sind so rot"