Menge, nicht in der
Güte fremder In-
spirationen ihr Heil
suchten; der verzeih-
liche Ehrgeiz der
Talentierteren, mit
einem Schlage den
ganzen Reichtum
ihrer Phantasie zu ent-
hüllen; das unkluge
Bestreben mancher
Fabrikanten, in ge-
drängtestem Rahmen
die Vielseitigkeit
ihrertechnischenLei-
stungsfahigkeit vor-
zuführen oder, gegen
den Willen des ent-
werfenden Künstlers,
vermeintlich allzu
bescheiden wirkende
Innenräume durchbe-
sondere Knalleffekte
aus dem allgemeinen
Farben- und Formen-
babel der Umgebung hervorzuheben: mit einem Worte die Ungewohntheit
des neuen Weges mit all ihren begreiflichen Verirrungen hat es mit sich
gebracht, dass ein guter Teil der vielen in der italienischen Sektion aus-
gestellten reicheren Interieurs an jene lustig übertreibenden Darstellungen
„sezessionistischew Wohnräume gemahnt, in denen die „Fliegenden
Blätter" die Exuberanzen der jungen modernen Bewegung Deutschlands
mit heilsamem Spotte geisselten. Das typischeste Beispiel hiefür ist die
kleine Villa, die der Turiner Tapezierer A. Lauro in Kollaboration mit zahl-
reichen anderen Firmen inmitten des Ausstellungsparkes aufgeführt und
eingerichtet hat. Angefangen vom Grundriss (der den Bewohner zwingt,
seine Besucher an dem eventuell noch nicht abgeräumten oder gerade zu
deckenden Speisetisch vorbei in den Salon zu führen) bis zu den kleinsten
Details der äusseren und inneren Ausstattung widerstreitet diese in jedem
Nagelkopf modern vermeinte Villa allem, was sich eine gereifte Moderne
zum Ziel setzt: ein beispielloses Farben- und Formendurcheinander ver-
scheucht jegliche Sammlung und Stimmung; das Holzwerk wetteifert in
gequälten Verschnörkelungen mit allen erdenklichen tapeziererischen
Spielereien; geschnitzt, gemalt, gewebt, gestickt ist ein ganzes Herbarium
über dieses Häuschen gestreut, reichhaltig genug, eine massvollere,
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Ausstellung in Turin, Wandappllque, Kupfer, von
Alexander Fisher, London