überzogen, dass man nirgends eine
, Fuge, eine Naht oder ein Fältchen
V wahrnimmt, dass mannur aus winzigen
Schlüssellöchem zu folgern vermag,
dass da und dort die geheimnisvollen
Flächen attrappenartig sich zu Laden
und Schränken erschliessen lassen.
Die wahrhaft phänomenale tech-
nische Vollendung, die jede Arbeit
Bugattis zu einem handwerklichen
Meisterwerk stempelt; die entzückende
Feinheit der ägyptisierenden Kreis-,
Palmetten- und Streublumenorna-
mente, mit denen er mit der staunen-
erregenden Präzision eines mittelalter-
lichen Miniaturisten seine Erzeugnisse
über und über bemalt, den warmen
Elfenbeinton des Pergaments durch
Gold und zarte harmonische Farben
festlich belebend; das sichere Schön-
. heitsgefühl, das seine Hand bei den
Ausstellung in Turin, ffel und Messer, grosszügigen: schwungvollen Kon-
Silber und Elfenbein, von der „Guild of tufgn seiner bizaffgn Schöpfungen
Ha"di"af""L""do" leitet; die unleugbare Begabung für
monumentale Einheitlichkeit der deko-
rativen Wirkung, die selbst aus seinen sinnlosesten Werken spricht; die
geradezu ins Humoristische gesteigerte Exzentrizität seiner Einfälle; die heitere
Bonhomie seines persönlichen Wesens: all dies hat mich anfänglich hoffen und
glauben lassen, dass dieser zweifellos hochbegabte Künstler sein Publikum
zum Narren hält. Dann hätte gerechte Kritik, hätte die Ausreifung der
modernen Bewegung seines I-Ieimatlandes aus dem talentvollen Witzbold
einen ernsten Künstler machen können.
Leider aber liegt die Sache anders. Bugatti hält sich selbst zum Narren.
Er ist mit dem ganzen kindlichen Fanatismus des echten Künstlers felsenfest
überzeugt von der Richtigkeit seiner ästhetischen Grundprinzipien, von dem
Berufe der Kunst, die „banalen, konventionellen" Formen zu verhüllen, die die
Vernunft den Erzeugnissen des Handwerks diktiert! Da er überdies, so un-
glaublich es auch klingen mag, Leute gefunden hat, die offenbar in ihm den
wahren Messias des modernen Kunsthandwerks vermuten und seiner ab-
surden Richtung materielle Grundlage bieten, scheint Bugattis bedeutende
Kraft der Entwicklung der italienischen Moderne, zunächst wenigstens,
verloren bleiben zu sollen.
Dagegen verspricht R. Mainella, der junge Zeichner des Venezianer
Hauses Salviati, Jesurum 8: Co. Ltd., für das moderne Kunstgewerbe speziell