MAK

Volltext: Monatszeitschrift V (1902 / Heft 8 und 9)

 
Byam Shaw, „Stiller Mittag" 
Umwegen, und seine Nachfolger aus der Birmingham-Schule sinken schon 
in absolute Bedeutungslosigkeit. 
Mit diesen Birmingham-Malern, welche heute erfolglos bemüht sind, 
die Tradition der Präraphaeliten aufrecht zu erhalten, hat Byam Shaw nichts 
zu tun. Er hat am meisten Ähnlichkeit mit Ford Madox Brown, dem Vater 
der Präraphaeliten, doch unterscheidet er sich von ihm durch die unfehlbare 
Sicherheit seiner Linienführung, denn an zeichnerischem Talent ist ihm 
keiner seiner Zeitgenossen überlegen. Seine Farbe trägt keine Spuren 
moderner Schwäche und Entartung: sie ist prunkvoll bis ins Barbarische, 
ja manchmal bis ins Geschmacklose. Doch soll es gleich gesagt sein, dass 
dieser Fehler nicht auf Mangel an Geschmack beruht, sondern seinen 
Ursprung in den Charaktereigenschaften des Künstlers, in seinem jugendlichen 
Eigensinn, in seinem maliziösen Vergnügen am Unkonventionellen Endet. 
In einer Sammelausstellung, wie etwa die der Royal Academy, dominiert die 
schreiende Farbe seiner Bilder oft die ganze Wand, tötet alles, was in einem 
gemässigteren Farbenplan gehalten ist, und verblüfft das grosse Publikum, 
welches nicht weiss, ob es da bewundern oder lachen soll. Ebenso vergnügt 
er sich darin, durch den Inhaltsstoff und die Benennung seiner Bilder zu 
mystifizieren. So malt er eine englische Gartenlandschaft mit einer einsam 
traurigen Mädchenfigur und nennt das Bild „Der Burenkrieg, 1901!" Die 
Idee ist natürlich, dass der Geliebte in fernem Lande kämpft, vielleicht 
verwundet, vielleicht gar tot ist, doch kann man nicht umhin, an jenen 
Scherz in den „Fliegenden Blättern" zu denken, wo ein Maler sich an einer 
Preisausschreibung für ein Bild, „Kühe auf der Weide" beteiligt, und -- 
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