MAK

Volltext: Monatszeitschrift V (1902 / Heft 8 und 9)

wahrhaft imponierender, genialer Weise gelöst hat. Mächtig gequaderte 
Gewölbegurten - deren Spannweite man sich, wenn sie in echtem Steine 
ausgeführt wären, freilich nicht leicht erklären könnte - teilen den Raum 
in drei Kompartimente; in den beiden seitlichen, durch blaues Oberlicht 
gedämpft erhellten Kompartimenten enthalten Wandschreine, die mit ver- 
goldeten Metallbändern gepanzert sind, allerhand wertvolles Gold- und 
Silbergerät, zum Teile aus dem Besitze der Stadt Hamburg; der von gold- 
gelbem Licht warm beleuchtete Mittelraum, an dessen Gewölbe sich Gly- 
zinen ranken, vertieft sich zu einem Becken, dessen goldener Grund 
unter plätschemdem Wasser funkelt. Zwei kniende Genien, die weiten 
Bronzetittiche entfaltend, halten träumerisch am Brunnen Wacht. In den 
eckigen Linien der Steinmetzarbeit gehalten, Steinquadem gleichend, die 
sich durch Zauber-kraft zu menschlichen Gestalten wandeln, gehören diese 
Statuen zu den grandiosesten Stilisierungen der menschlichen Figur, zu ihren 
glücklichsten, harmonischesten Einbeziehungen in die Formensprache der 
Architektur. 
Wunderschön ist der Blick von der sanft belichteten Vorhalle durch 
einen dunklen Durchgangsraum zu dem weiten, in Licht gebadeten Reprä- 
sentationssaal, seinen goldenen Mosaikwänden und der steinernen Mittel- 
nische, in der sich über einem Brunnen feierlich die Hermenbüste Seiner 
Majestät des deutschen Kaisers erhebt. Der Raum ist von H. Billing mit viel 
Sinn für Grösse und ruhig-heitere Pracht konzipiert; eigenartig, aber nicht 
recht befriedigend wirken in den Ecken die in schilderhausartige Nischen 
gezwängten Säulen. 
An Vestibul- und Repräsentationsraum schliessen sich zu beiden Seiten 
verschiedentliche Interieurs an: eine trauliche, romanisierende Taufkapelle 
von O. Lüer mit guten Wandmalereien und Fensterverglasungen von 
O. Wichtendahl, ein ernstes, praktisches Bücherzimmer von P. Behrens, 
ein interessanter kleiner Salon von K. Stöving (Berlin), ein feierlicher Fest- 
raum von R. Kimbel (Berlin), der sich gleich einer Apsis dem Billing'schen 
Repräsentationsraum angliedert. Gegenüber öffnet sich eine Reihe von vier 
Interieurs, die die Münchener,,VereinigtenWerkstätten" unter F. A. O. Krügers 
Leitung ausgestellt haben, mit dem schönen Speisezimmer B. Pauls gegen 
den Repräsentationsraum. Mit seinen graziösen, leicht gotisierenden Formen, 
dem fröhlichen Dreiklang weiss-gelb-rot der Wand, des Holzes und der 
Lederbezüge der Stühle, bildet dieses Speisezimmer einen der Glanzpunkte 
der ganzen Sektion. 
Eine weitere Anzahl von Interieurs reiht sich rückwärts an den 
Repräsentationsraum an; zunächst zwei kleine Zimmerchen von A. Körnig 
und A. Huber (Berlin), so recht geschaffen, einem netten jungen Haushalt 
zum behaglichen Rahmen zu dienen, dann ein bürgerliches Speisezimmer 
von K. Spindler (Landesgruppe Elsass-Lothringen) mit wundervoll getöntem 
landschaftlichen Intarsienfries in der Wandvertäfelung, weiters eine 
von Berlepsch-Valendas, dem Organisator der ganzen Sektion, zusammen-
	        
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