Ausstellung in Düsseldorf, Ratssilber der Stadt Aachen, entworfen und modelliert von A. Amberg, ausgeführt
von Bruckmann ä Söhne, Heilbronn
Ausnahmsstellung nur erwünscht sein konnte. Denn da drüben war es
fürchterlich. Vieles Gute, wahrhaft angewandte Kunst, ging in dem Chaos der
Aufstellung und der Unmasse veralteter, muffiger Kunstweisen erbarmungs-
los verloren. Man hat das durchaus anfechtbare Pariser Gruppensystem
nach Materialbeschaffenheit teils akzeptiert, teils durch Kollektiv- und
Verbandsausstellungen wieder durchbrochen und aus der Abteilung Kunst-
gewerbe wieder einige Zweige, wie die Möbelindustrie, ausgeschieden und
sie der Gruppe Industrie zugewiesen, was die Verwirrung und Schwierigkeit
der Orientierung nur noch vermehren musste. Gerade auf dem Gebiete der
Möbelindustrie machten sich zwei Erscheinungen besonders geltend: ein
uns nicht mehr begreifliches Verharren auf alten Formen und dort, wo sicht-
lich moderne Einwirkungen sich zeigen, der absolute Mangel jeder Führung.
Abneigung gegen die Aufrechterhaltung guter Traditionen liegt uns gewiss
ferne, nur in ihrer konsequenten Fortbildung möchten wir freilich das
Ziel unserer pädagogischen und praktischen Beeinflussung des Kunst-
gewerbes erblicken. Aber Fortbildung der Tradition ist eben Entwicklung
im Zeitgeiste und nicht unaufhörliche Wiederholung des Gegebenen in
neuen Variationen. Die Ursache dieser Rückständigkeit des rheinischen,
besonders des kölnischen Kunstgewerbes, in erster Linie des Möbels, liegt
zweifellos in dem Drucke, den die grosse Vergangenheit mit ihren zahlreichen
herrlichen Kunstdenkmälern ausübt und in der Unsicherheit, wie man, ohne
die Pietät zu verletzen, sich doch zu eigenem Fühlen und Schaffen erheben soll.
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