MAK

Volltext: Monatszeitschrift V (1902 / Heft 10)

Denkmal, eine aus dem Chaos emporwachsende Talarügur, lässt die Anregung von Rodins 
Balzac ahnen, ist aber natürlich jurywidrig. 
LEINE AUSSTELLUNGEN. Bei Miethke sieht man mit Interesse eine Anzahl 
Porträts des jungen Pragers Richard Pollak-Karlin, der dem „Manes" angehört. 
Darunter die trefflich getroifenen Bildnisse der Wiener Schauspieler Maran (besonders 
gut), Jamo, Frau Niese und Devrient. Man sieht den Weg des strebenden Künstlers 
deutlich, von der Schulgründlichkeit zu freierer, persönlicher Vortragsweise. Er hat 
zweifellos einen starken Porti-ätsinn, die Figur und ihre Haltung, auch die Toilette, ist 
noch nicht bewältigt. Immerhin gelingt ihm auch ein guter Akt. Wir stellen ihm ein 
günstiges Prognostikon. - lm Künstlerhause hat Peter Stachiewicz, der feinfühlige 
Legendenmensch, eine Reihe Bilder zu Sienkiewicz' „Quo vadis" ausgestellt. Es sind 
Grisaillen, aber mit stärkeren farbigen Noten, für das Ausstellungsauge. Der Künstler ist 
eine sinnigere Natur als Jan Styka, dessen Illustrierung von „Quo vadis" mit den stärksten 
Effekten, ins Heroisch-Dramatische arbeitet. Stachiewicz sucht die gefühlvolleren 
Stimmungen, die Seele kommt mehr zu Wort. Dabei sind einige grosse Szenen voll 
Studiums des altrömischen Drum und Dran. H Bei Pisko machen sich zwei junge Leute 
bekannt. Ludwig Ehrenhah, der in Wessely an der March landschaftlichen Stimmungen 
und kuriosen Volkserscheinungen nachgeht. Er hat an der Wiener Kunstgewerbeschule 
und bei Knirr in München gelernt und zeigt viel Frische des Auges. Auch die Hand hat 
ihre eigenen Neigungen, die man nicht übersehen wird. Ein über und über geHickter 
bäuerlicher Flausrock fordert seinen Sachensinn unwiderstehlich heraus. Ja, er zeichnet 
sogar mit spitzer Feder das schlechte Holzwerk einer Wirtsstube mit der ganzen 
Maserung der weichen Bretter (und mit den angekreideten Zechschulden) drollig-geduldig 
nach. Die malerische Technik ist noch im Werden. Ebenso bei dem jungen Troppauer 
Rudolf Quittner, der am Wiener Polytechnikum und bei Fragiacomo in Venedig gewesen 
ist. Seine Sonnenauf- und Untergänge, Abende und Dämmerungen haben eine gewisse 
verwunderte Stimmung, die als etwas jugendliches wirkt. Wir wünschen ihm viel Ernst 
und Erlebnis der Sinne; es steckt etwas in ihm. 
 [NACHRICHTEN 
IEN. GESELLSCHAFT DER KÜNSTFREÜNDE. Vom 19. September 
bis 8. Oktober hat die Gesellschaü der Kunstfreunde, eine Sektion des Öster- 
reichischen Touristenklubs, im Saal X des Museums ihre dritte Ausstellung von Natur- 
studien veranstaltet. Auch diesem Auftreten der rührigen Schar kunstbegeisterter gebil- 
deter Dilettanten wurde in weiten Kreisen reges Interesse entgegengebracht, der Besuch 
der Ausstellung war sehr gut. Wie schon bei früherem Anlasse hervorgehoben wurde, 
stehen die Mitglieder der Gesellschaft unter tüchtiger Leitung von Berufskünstlern, 
Hlavaöek und Professor Schulmeister wirken als Lehrer, Barbarini, Darnaut, Varonne, 
Zetsche und andere leihen der Vereinigung Rat und Unterstützung. Im Winter wird zwei 
Stunden wöchentlich gezeichnet, zwar nicht im Freien, aber nach der Natur, nach Bäumen 
und Sträucher und Blumen, die von Gartenverwaltungen zur Verfügung gestellt werden, 
auch nach dem Kopfmodell; in der schönen Jahreszeit wird unter Führung der Meister 
allsonntäglich in die nähere und fernere Umgebung Wiens gezogen zur Übung im Skizzieren 
undAquarellieren undFerügung geschlossenerAufgaben; Studienreisen Einzelner schliessen 
sich an. Die Gesellschaft zählte am I. September x15 Mitglieder: am stärksten sind dar- 
unter die Privatbeamten vertreten (33), dann folgen Private (18), Staatsbeamte (15), 
Gewerbetreibende (m), Kaufleute (9), Militärs (8), Lehrer (8), Architekten, Hochschüler, 
Ingenieure. Die Ausstellung zeigte wieder viele treffliche Leistungen; als Zeichner steht 
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