1.".
Rudolf Prior, Grabmonurnem
Gleichnis", und das scheinbar Unbedeutende oft viel bezeichnender als gesuchte Charaks
teristik. Den Ausdruck herben Schmerzes aber trachten wir zu mildern, sowie die Alten,
wir schwächen ihn ab zu sanften, wehmutsvollen Gefühlen, und setzen so das Dauernde
und Bleibende an Stelle vergänglicher heftiger Affekte.
Dieser Auffassung entspricht das Denkmal, das Rudolf Prior im Auftrage der Familie
Grossmann für den Friedhof des mährischen Ortes Mistek ausgeführt hat. Zu Häupten
der Gruüplatte innerhalb eines steinernen l-Ialbkreises, den einfach geformte Lampen nach
vorne abschliessen, erhebt sich ein schlichter, viereckiger Sockel als Unterbau einer Grab-
skulptur und zugleich als Träger der Inschrift. Über demselben bauen sich nischenartig
drei Steinwände auf, die an ihrer Stirnseite von blühenden Rosenstöcken überragt werden.
Zwischen diesen erscheint in einfachem Faltengewande ein junges Mädchen, eine Er-
scheinung von holder Unberührtheit, Treuherzigkeit und Schlichtheit in Ausdruck und
Geberde. In zarter, liebevoller Gesinnung hat die Jungfrau eine Rose vom Bäumchen
gebrochen und ist im Begriffe, dieselbe auf das Grab zu legen. Zagenden Schrittes kommt
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