Zeiten waren und
sind so sehr darauf
bedacht, alles Geld
auf die Vorderseite zu
verschwenden, dass
der I-Iinteransicht
meist nur die nackte
Armut übrig bleibt
und sie damit eine
gelinde Ähnlichkeit
zur bekannten mittel-
alterlichen Darstel-
lung der Frau Welt
gewinnt.
Die Eingangs-
pforte bleibt freilich
in ihrer Umrahmung
auch zur Kaiserzeit
immernoch das archi-
tektonische und pla-
stische Hauptstück.
Deshalb gibt es
auch bei Gartenum-
friedungen der Kunst
Beschäftigung durch
Säulenstellung, Tri-
glyphenfries und Re-
liefplatten, die bei
dem Liechtenstein-
schen Gartentor auf
dem Alsergrund, wel-
ches die Aufschrift trägt „Der Kunst, den Künstlern" und vom jahre 1814
stammt, nicht bloss aus musikalischem Werkzeug, der Leier und Panflöte,
sondern auch aus Maske, Meissel und Palette besteht.
Im Garten selbst wird auch das Gartenhäuschen, seit Goethes und
Schillers Zeiten ein bevorzugtes Inventarstück namentlich der romantischen
Epoche, noch architektonisch behandelt und dort, wo sich eindringenden
ostasiatischen Vorbildern folgend, die Lattenfüllung schon eingenistet hat,
wenigstens das hübsche doppelte Dach noch der Kunst gerettet.
Dem Garten schliessen wir hier den Friedhof an. Er stimmt besonders
traurig, wenn man, von vereinzelten monumentalen Aufträgen absehend,
das Einst und Jetzt in seinen Durchschnittsleistungen vergleicht. Obelisken
in jeder Grösse und Geschmacklosigkeit haben das geschmiedete Kreuzund den
schlichten Grabstein grösstenteilsverdrängt,trotzdemfür die Unsummen, die sie
Grabdenkmal auf dem alten Friedhof: in Döbling