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Volltext: Monatszeitschrift V (1902 / Heft 11 und 12)

EIT geraumer Zeit bildet die Frage einer durch- 
greifenden Reform des Zeichenunterrichtes den 
Gegenstand lebhafter Diskussion in Fachkreisen 
des In- und Auslandes; überall ist man von der 
Unhaltbarkeit der bisherigen Methoden überzeugt, 
überall sehnt man einen Umschwung der Dinge 
herbei und sucht nach neuen Wegen, um den 
bestehenden Ubelständen abzuhelfen und die 
künftige Art der Unterweisung den Forderungen 
der Zeit anzupassen. 
Die Reformfrage hat eine Unzahl von Bro- 
schüren, Vorschlägen und Gutachten gezeitigt, die zwar eine Reihe von sehr 
beachtenswerten Gedanken und Fingerzeigen enthalten, im grossen und 
ganzen aber nur das eine erkennen lassen, dass derzeit noch eine geradezu 
babylonische Verwirrung über die künftigen Ziele des Zeichen- und Model- 
lierunterrichtes und die zur Erreichung derselben geeigneten Mittel herrscht; 
einig ist man nur in der mehr oder minder scharfen Verurteilung der älteren 
Methoden und in dem Streben, das Zeichnen nach Naturformen und die Aus- 
bildung der Sehfähigkeit des Schülers jeder Reformarbeit zugrunde zu legen. 
Den älteren Methoden wird zur Last gelegt, dass sie auf die Erlangung 
einer bloss manuellenFertigkeif viel 
zu sehr Gewicht gelegt haben, dass 
das Nachahmen, Nachglauben und 
Nachempfinden bei denselben in den 
Vordergrund gerückt war, während 
das Erkennen, Selbstauftinden und 
Anwenden, also das Erzeugen 
und Schaffen neuer Formen so gut 
wie ausgeschlossen gewesen ist; als 
wichtigstes Ziel wurde die sorg- 
fältige Wiedergabe von wenigen 
mustergültigen Vorlagen betrachtet, 
dabei aber eine Darstellungs- 
methode gewählt, die nur ein 
langsam-schwerfälliges Arbeiten 
 
" Diese Richtung ist zweifellos die Haupt- 
ursache, dass der vor Dezennien auch an allgemein- 
bildenden Lehranstalten geschätzte Zeichenunter- 
richt allmählich in Misskredit gekommen ist und 
heute vielfach nicht als gleichwertig mit den übrigen 
Lehrfächern betrachtet wird. Ausstellung in Bristol, Bucheinband von Miss L. Arnold 

	        
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