Ausstellung in Bristol, St. G:org's Plaque (Messing) von E. F. Fabian
Waffen unheimlich abheben. Die zahllosen eigentümlichen Überschneidungen, die langen
Linien der Speere, die Verteilung der Gruppen, das Alles ist voll modernen Gefühls. An-
klänge an das Alte fehlen trotzdem nicht. Die nackten Kämpfer erinnern auffallend an die
Federzeichnungen Raffaels in Oxford, mit ihren kriegerisch beschäftigten Aktfiguren, deren
einige, wie der Bogenschütze, hier fast identisch wiederkehren. Die Verwendung des
Nackten auf schwarzem Grunde erinnert an Vasenbilder. Ebenso wird man bei manchen
Gewandtiguren der kleineren Szenen nicht umhin können, an Dürer'sche Apostel in München
zu denken. An diesen Meister erinnert auch die pragmatische Behandlung der Formen
und die etwas trocken wirkende Lokalfarbigkeit der Töne, überhaupt die Abwesenheit
alles Verschwommenen und Duseligen. Von Atmosphäre keine Spur. Das philosophische
Gerüst, das der Künstler mit seinen Formen umkleidet hat, der Sinn der Allegorie, ist
selbstverständlich dunkel. Das mittlere Bild der oberen Reihe ist eine Art goldene Buddha-
gestalt. Auf sie beziehen sich die übrigen, priesterlichen, königlichen, philosophenhaften
oder lehrhaften Gestalten, deren jede ihre Art von Wahrheit ausdrücken will. Stoff zum
Brüten, wenn der Beschauer Zeit und Lust hat. Einige machen viel Eindruck; so der
grinsende Mohr im getigerten Gewand, mit dem Fetischstabe, oder das orgiastische gekrönte
Weib in Rot und Grün, das sich am Boden wälzt. Das Ganze ist etwas unbestimmt
Besonderes, das die bekannten Vielen weniger nachdenklich als . . . heiter stimmt. Die
übrigen Wände des Saales sind mit Bildnissen des vor zwei Jahren verstorbenen Berliner
Professors Max Koner behängt. Einige (Du Bois-Reymond) sind hier von früher bekannt,
wirken aber bei jetzigen Zeitläuften trockener als damals. Koner war der Realist des
Berliner Kommerzienporträts, wie man es nennen könnte. Wenn er genauer harmonisiert,
wie in dem Sitzbilde des deutschen Kaisers, wirkt er gut; sonst fällt er leicht ins
Schnoddrige oder Brutale. Die weiblichen Bildnisse sind weitaus schwächer. Eine andere
deutsche Kollektion entstammt dem Nachlass Otto von Faber du Faurs, des Münchner
Kriegsmalers, der aus Frankreich so viel Stoff zu Riesenbildem geholt hat. Zu einigen
(Panorama von Wörth, Schlacht bei Champigny) sieht man hier schneidige Studien. Der
ausgezeichnete Pferdemaler, der 1866 noch als Offizier mitgemacht hat, bekundet sich
in vielen kavalleristischen Aquarellen. Weniger erfreulich sind die Orientalia u. dgl., denen
man zu viel Pilotismus ansieht. Und noch ein Verstorbener zeigt seine starke Klaue: Jan
Matejko. In einem blonden Frauenbrustbild mit den Schmachtlocken von anno dazumal
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