sieht man ihn zwar in seinen Anfängen, die
sich merkwürdig altakadernisch ausnehmen,
aber die intensiven Farbenstudien aus der
Geschichte Polens überquellen von schwerer
Kraft. Auch ein Motiv aus Konstantinopel,
mit Seewasser, wirkt „voll und ganz".
In der eigentlichen Wiener Winter-
ausstellung tritt die Plastik sehr hervor. Der
Zumbusch-Schüler Ignaz Weirich hat aus
Rom seinen ehemen Gekreuzigten gesandt,
der dem Markgrafen Alexander Pallavicini
gehört. Ein kraftvoll durchgebildetes, in
ernster Empfindung aufgehendes Werk, das
ein gutes Horoskop stellt. Der Kopf mit dem
Ausstellung in Bristol, Tintenfass von B. Cuzuer links niederhängendenl-Iaar istdasVelazquez-
sche Motiv. Ein junger Wiener Böhme, Adal-
bert Eduard Saft", erfreut durch zwei wandlange Reliefs aus der böhmischen Amazonensage
(Sarka, Vlasta). Es sind ngurenreiche, etwas zu gedrängte Kompositionen einer mehr im
Zierlichen waltenden Hand, die aber doch Temperament hat. Der Stil einer „Venus mit
den Zöpfen" hat auch gewiss etwas Nationales. Überhaupt werden sich diese Friese im
Stiegenhause des neuen Museums zu Pilsen gewiss gut machen. In die Kosten teilen sich
das Unterrichtsministerium und die Stadt Pilsen. Unter den Bildern fällt ein vorzügliches
jägerprortät von Joanowits auf. Dann ein interessantes Phantasieweib von Veith. Mehrere
duftige Landschaften von Schäffer, wo eine kühle weisse Nebelluft hinter dicken Baum-
stämmen wirkt; der Künstler hat neuerdings merkwürdige Ressourcen in sich gefunden.
Noch andere Landschaften von Robert Russ, Zoff, Tomec. Eine judithartige Person aus
der Münchner Theaterwelt von Lenbach. Eine makkabäische Szene von Jehudo Epstein,
mit derbem Kolorismus gegeben. Eine Frühjahrsparade von Ludwig Koch, wo der Kaiser
mit grossem Gefolge vorbeigaloppiert (Aquarell). Mittendrin eine lebendige Bronzebüste des
Ministers Dr. Rezek von Saft" und allerlei Schmucksachen von Waschmann im erfindungs-
reichen Pariser Juwelen- und Emailstil. Der Wiener Theodor Bruckner stellt eine Sammlung
figuraler Stimmungsbilder aus, auf grünlichen Dämmer gestellt, aber noch nicht reif
genug. Auch Emil Strecker in Dümstein hat eine Kollektion, in der es, bei unzureichen-
der Technik, nicht an pikantem Sehen fehlt. Unsere jüngste Künstlergruppe, der "Jung-
bund", hat sich drei Kabinette eigens eingerichtet, um ungestört zu wirken. Hier ist Frische,
Gährung, Blühenwollen. Nennen wir in der Eile die Tierstücke Ederers (eine Herde
Panther in der Arena, ein ungewöhnliches Motiv), die stilistischen Landschaften Barths,
die landschaftlichen oder figuralen Studien von Manch, Gross, Pock (Ulanen), Hollitzer
(Manöverrnotive), die graphischen Sachen von Czeschka, Comploj, Zwickle, die Plastik
des I-Iellmer-Schülers Waterbeck. Um die Vielheit noch vielfältiger zu machen, hat die
Kunsthandlung I-Ieinemann in München in einem der grössten Räume ein Bunterlei aus
ihren Vorräthen ausgestellt. Es kommen da die berühmtesten Namen vor, aber mehr mit
Nebensachen und oft schwach genug. Eine Frühlingsidylle von Segantini zum Beispiel
würde man schwerlich von selbst diesem Meister zuschreiben. Von Lenbach sieht man
unter anderem die Tänzerin Saharet, die allerdings von Pikanterie sprüht, und einen seiner
schwächeren Bismarcke im Zivil. Von Munkacsy einen blühenden Mädchenkopf, von
Pradilla eine seiner famosen kleinen Karnevalszenen (hier schon bekannt), von Schleich
einige vorzügliche Stimmungslandschaften mit damaligen Dufthimmeln, dann allerlei von
Thema, Löfftz, l-lölzel, eine Kleinigkeit von Pettenkofen, eine Unglaublichkeit von Dagnan-
Bouveret. Kurzßammelsurium. Gern rettet man sich hinüber in den Stiftersaal, wo an die
120 Originalblätter für die ,,Österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild" aus-
gestellt sind. Dass das kronprinzliche Werk ein vornehmes Stelldichein für unsere sämt-