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Volltext: Monatszeitschrift V (1902 / Heft 11 und 12)

Bilder in seiner zuerst gepflegten Dämmerungsstimmung: 
Porträt seiner Gattin im Freien und I-Iirtin mit Kühen. Dann 
seine Kinder im Feuerschein des Christbaumes, ein Uhde- 
sches Problem. Dann 
öffnend. Zwei männliche Porträts, in der Farbe schwer- 
fallig, sind sehr vertiefte Charakterstudien von provinziellem 
Reiz. Seine jüngsten Hamburger l-lafenbilder haben nicht 
die Atmosphärik Grethes, aber, so lange der Masstab 
rnässig bleibt, Saft und Kraft. Immerhin wird er sich in 
 
Aus dem SalzburgerFach- 
kurse, Knospe vom Eisen- 
hut und ornamentale An- 
wendungßtudievon H.Zeh 
 
seine Gattin in der Stube, die Türe 
die Salzwasserstimmung erst noch 
hineinarbeiten müssen. 
Einen grossen Erfolg haben die hier 
schon lange erwarteten Polen, die gleich ihr 
ganzes Klima mitgebracht zu haben scheinen. 
Ihr nationaler Zug ist so merkwürdig stark, 
dass ihnen aller Pariser Schliff nichts anhaben 
kann. Und dieser Zug liegt nicht bloss in den 
Stoffen, in der Landschaftlichkeit oder Sitten- 
bildlichkeit, oder in der Typik ihrer Köpfe und 
Gestalten, sondern in ihrem ganzen Em- 
pfinden, in ihrer Lebensauffassung, in dem 
steten historischen Blick nach rückwärts, in 
dem Gemisch von Reue, Gram, Stolz und 
Hoffnung, der ihre Atmosphäre ausmacht. 
Schon in der Anordnung ihrer Ausstellung 
bekundet sich dies. Ihre Kunstwerke bilden 
eine Allee der Schmerzen, einen grossen 
„Strom von Traurigkeit", wie sich der Bild- 
hauer Szymanowski ausdrückte, an seiner 
ergreifenden Statue des dichtenden, im 
Dichten ohnmächtig werdenden Mickiewicz 
vorbei, bis zu jener abschliessenden Land- 
schaft: „Die Erde", von dem jungen 
Ferdinand Ruszczye, die diesen ganzen 
Planeten wie eine Art Symbol der freudlosen 
Plage darzustellen scheint. Beide Künstler 
bringen auch sonst noch interessante Sachen, 
Szymanowski unter anderem eine Gruppe: 
„Mutterkussü von tief zerwühltem Charakter 
(Rodin!) und ganz famose Grotesken (Tri- 
tonen etc.) in farbigem gres Muller. Josef 
Chelmonski, der daheim grosse Verehrung 
geniesst, macht mit seinem Schnee, in dem 
ein Schwarm Rebhühner herumtrippelt, Auf- 
sehen. Es ist polnisches Japan. Aber seine 
Kirchenszene und eine mit unbändigen 
Pferden ("Auf dem Vorwerk") sind noch 
 
Aus dem Salzburger Fach- 
kurse, Blüte vom Eisenhut 
und ornarnentale Anwen- 
dung, Studie von H. Zeh 
polnischer und das ist ihre Stärke. Auch in den Entwürfen Wyspianskis für Kirchen- 
fenster, mit Märtyrer- und Tyrannen-Solisten, lebt dieser Geist. Es ist Zorn darin 
und alle Formen scheinen in diesem Zorn aufzufiammen. Interessant sind die neuesten 
Bilder Josef Mehoifers. Ein „seltsamer Garten" mit seltsamstem Blau und Grün und 
einer echt goldenen Riesenlibelle in der Luft; das richtige Farbenmärchen. Dann die
	        
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