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Aus dem Salzburger Fachkurse, Komposition in den Raum. Motive: Hornklee, Orchidee, Viola, Brombeere,
Studie von G. Miksch
Natur darstellen. Lesser Ury ist der weitaus Stärkere. Er weiss seine malerische Welt-
anschauung mit starken, schweren, aber wie zerstäubt gebrachten Farbenmassen aus-
zudrücken. Seine Landschaften sind natürliche Märchen, in denen die Farben ein Quiproquo
aufführen. Schwarzgrüne Waldschatten durch unumwundenes Ultramarin auszudrücken,
ist gewiss etwas derartiges. So ist eines der besten Bilder der „Monte Baldo", ein tief
blauviolettes Gebilde, dessen Gipfel in zehnerlei Purpur glüht. Und doch ist es wahr,
indem es seine eigene Wahrheit hat. Gewisse Bilder mit wehendem, graugrünem Laub
erinnern an Corot, gewisse grosszügige, langwellige Hügellandschaften an Volkmanns
so lineare Eifelbilder, wir hätten fast Eifeleien gesagt. Aber gerade diese letzten sind
durch die tiefe Farbe wesentlich gesteigert. Auch das Bildnis behandelt Ury in dieser
Weise, rein auf den Farbenlieck hin, der aber von verwischter, in der Substanz gelockerter
Art sein muss. So das Porträt des Direktors Schlenther, für dessen dichteres Gefüge dies
doch nicht der richtige Stil ist. Auf besonderen Eindruck ist der Künstler in dem
wandgrossen Bilde "Jeremias" aus. Der Profet schlummert auf Bergeshöhe, er und die
Erde eine einzige schwarze Schattenmasse, und über ihm weitet sich der gestirnte Himmel
mit seinen Nebeln und Flimmern. Die Konzeption ist gross, in der Ausführung fehlt das
Luftige, Brütende, Lauschende, unbestimmt Webende, das solche Szenen bei Klimt
haben. Das Mystische ist mit zu derben Mitteln gegeben. - Wislicenus bringt mehrere
grosse, zu ungleichwertige Akte, einige Porträts und Landschaften, deren Hauptwert
in einem feurigen Sonnenspiel eigenen Schlages liegt. Das beste Stück ist ein Porträt
seines Töchterchens, in rotem Kleide, vor rotem Wandschirm, das blonde Gelock
überall umhergesponnen, das Braun des Strumpfes und Schuhes - das Kind liegt und hält
ein Bein mit der Hand in die Luft - gut hineinharmonisiert. Also ein keckes, Alexander-
sches Arrangement, mit BesnarcVscher Appretur, der Kopf freilich deutsch empfunden.
ULIUS V, BERGER, Der plötzliche Tod dieses tüchtigen und beliebten Künstlers
(19. November) hat weite Kreise in Betrübnis versetzt. Berger war 18 50 in Neutitschein
geboren und Schüler Ed. v. Engerths. Er hatte in jungen Jahren - es war die Makart-Zeit -